Kaffeediffusion

Ein Blog über alles, nichts und das Dazwischen.

In der letzten Zeit habe ich meine GNU/Linux-Distribution häufig gewechselt, bin von Debian aus zu vielen anderen Systemen gesprungen, nicht weil ich mit Debian ein Problem gehabt hätte, nein, weil mich andere Distributionen auch gereizt haben. Doch mit der Zeit hat sich dieses Interesse zu einem gewissen Druck entwickelt, den ich eigentlich vermeiden wollte: Freie Software ist mein Hobby und nimmt einen Großteil meiner Freizeit ein, und das finde ich gut.

Es ist und bleibt für mich spannend, die Entwicklungen der verschiedenen Distributionen verfolgen und ferner auch kommentieren zu dürfen, es macht mir großen Spaß, neue oder für mich unbekannte, freie Anwendungen ausprobieren und langfristig nutzen zu dürfen. Trotzdem brauche ich erst einmal eine gewisse Pause vom ständigen Distributionswechsel.

Ich möchte mich in der nächsten Zeit auch auf meine Texte konzentrieren und dabei auf eine Distribution zählen können, die mir nicht unter den Füßen wegbricht, relativ aktuelle Software nutzt und ausliefert und gleichzeitig wenig Wartungsaufwand liefert. Es bleiben immer Schwierigkeiten, die über Kompromisse möglichst gut eingegrenzt werden wollen – nicht, weil irgendeine Distribution besonders „schlecht“ wäre, nein, weil sich Anwendungsfälle natürlicherweise voneinander unterscheiden:

Für mich beispielsweise dürfen gerade die grundlegenden Anwendungen einer Arbeitsumgebung keine Fehler bereiten. LibreOffice, Firefox, ein E-Mail-Programm (momentan Thunderbird) und eine Notizverwaltung (momentan CherryTree) sind etwa die Programme, auf die ich tagtäglich zählen können möchte und muss. Eine Arbeitsumgebung sollte dabei nicht zu abstrakt, nicht zu spartanisch und gleichzeitig nicht zu überladen und abgedreht sein: Meine Favoriten sind in dieser Hinsicht KDE und Xfce. Aber für welche Distribution habe ich mich nun entschieden? Warum ist das nicht mehr Debian?

Die erste Frage lässt sich leicht und schnell beantworten: Aktuell sitze ich vor Kubuntu 22.04, der aktuellen und tatsächlich nicht wirklich veralteten LTS-Version von Ubuntu, die den KDE-Desktop nutzt und wunderbar integriert ausliefert. In letzter Zeit hatte ich Lust, KDE zu nutzen, und Kubuntu zu installieren war in der Hinsicht wirklich die richtige Entscheidung, hat diese Installation doch meine Liebe zu KDE ein gutes Stück angefacht: KDE ist wunderbar vollständig, die LTS-Version 5.24 trifft genau meinen Geschmack. Ich habe das Gefühl, dass all die Funktionen, die ich mir je wünschen könnte, ganz natürlich in KDE enthalten sind – und nein, diese Oberfläche ist mir nicht zu unübersichtlich. Ich versuche nicht, KDE voll und ganz umzugestalten, eine andere Oberfläche nachzubauen oder einen exotischen „Workflow“ durchzusetzen.

Ich nutze KDE mehr oder weniger, wie es aus der Tüte gefallen ist, natürlich mit ein paar kleineren Anpassungen, die sich allerdings im und am Gesamtkonzept von Plasma orientieren, das heißt im Konkreten: Angepinnte Favoriten und Schnellstarter, ein paar Konfigurationen in Dolphin und einige nachinstallierte Anwendungen, fertig. Plasma kommt mir persönlich sehr durchdacht vor, sowohl, was die Funktionalität angeht, als auch die Aufmachung in Handhabung und Erscheinungsbild. Als Xfce-Nutzer habe ich einige Zeit gebraucht, mich in KDE einzuarbeiten, doch jetzt, nachdem ich in den vergangenen Wochen immer wieder mit dieser grafischen Oberfläche herumgespielt habe, kommt mir KDE mindestens ebenso vertraut vor, wie Xfce, scheint mir dabei aber etwas vollständiger. Ich mag Xfce, ich mag KDE, trotzdem glaube ich, dass ich in der nächsten Zeit erst einmal bei letzterem bleiben werde.

Ja, ich habe Debian Stable mit KDE ausprobiert, ja ich finde die Distribution wirklich gut. Leider kommt es bei meiner Hardware und Bullseye-KDE zu ein paar Problemen, etwa bei der Sitzungsverwaltung. Sicherlich könnte ich diese Probleme in der nächsten Zeit angehen, bei einigen Dingen habe ich bereits Lösungen oder zumindest Umgehungsmöglichkeiten gefunden, und doch ist mir aufgefallen, dass Kubuntu LTS momentan einfach eine besser integrierte Plasma-Umgebung bietet. Ich bin allerdings sehr gespannt, was die Bookworm-Zukunft, kurz Debian 12, bringt. Momentan ist der Plan, Kubuntu mindestens bis zum Erscheinen von Bookworm auf der Platte zu belassen, das System läuft einfach sehr gut. Ich vermute aber, dass ich mich spätestens am Veröffentlichungstag nicht mehr zurückhalten können werde, Debian als eine meiner absoluten Lieblingsdistributionen wieder auf die Platte zu lassen.

Kubuntu jedenfalls arbeitet wirklich zauberhaft. Eigentlich sind mir so gut wie keine Probleme aufgefallen, jedenfalls erinnere ich mich momentan an keine wirklichen Fehler. Ich finde es schade, dass Firefox nur noch als Snap-Paket angeboten wird. Die Zentralisierung des Snap-Repos in den Händen von Canonical halte ich für ausgesprochen unschön, wobei Snapd an sich freie Software ist und bleibt. Eine unfassbare Scheußlichkeit ist diese zentrale Paketquelle aber nicht zwingend, da zumindest bei *Ubuntu auch die regulären Paketquellen von Canonical verwaltet werden. Außerdem gründet die Verteilung vom Firefox-Snap maßgeblich auf dem proaktiven Handeln von Mozilla, das Firefox-Snap-Paket wird nicht vom Canonical gebaut, sondern kommt direkt von den Entwicklern, was diesem eine gewisse Legitimität zu geben scheint. Nicht zuletzt, da sich die technischen Aspekte rund um Snap in letzter Zeit wirklich gebessert haben, bin ich (vorerst) bereit, das Firefox-Snap-Paket zu nutzen, meide dieses Paketformat aber ansonsten.

Meine Hauptargument gegen Snap ist die moralische Frage, warum Canonical nicht mehrere Snap-Repositories zulassen könnte. Ich hoffe dahingehend, das sich in der Zukunft vielleicht doch noch etwas tut. Snap ist mittlerweile zumindest auf der Ubuntu-Plattform etabliert, ich denke nicht, dass sich das in Zukunft ändert, auch eine vollständige Absage des Projekts durch Canonical halte ich für unwahrscheinlich, zu groß scheint der Erfolg zu sein, den das wirklich unfassbar große Snap-Repo mittlerweile hat.

Eine „Befreiung“ der Snap-Store-Plattform halte ich dahingehend für wahrscheinlicher und ehrlich gesagt auch für wünschenswerter. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass sich Snap keinesfalls vor Flatpak verstecken müsste, im Gegenteil: Aspekte wie die Isolierung der jeweiligen Anwendungen scheinen bei Snap besser umgesetzt worden zu sein, als bei Flatpak, das schnell zu einer Sicherheitslücke werden kann, immerhin haben viele Flatpak-Anwendungen regulären Schreibzugriff auf das home-Verzeichnis und werden durch die Plattform nicht automatisch aktualisiert, siehe dazu Flatkill.org.

Ich selbst bin überrascht, wie gut mir Kubuntu gefällt, wie gut die Distribution läuft und denke, dass ich sie für einige Monate nutzen werde – vermutlich etwa sechs Monate, immerhin läuft ja gerade der Bookworm-Freeze, der im Sommer abgeschlossen werden dürfte. Dann kehre ich höchstwahrscheinlich wieder zu meinem geliebten Debian zurück, bis dahin bleibe ich wohl vorerst beim Tochtersystem Kubuntu.

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Dieser Text von Fabian Schaar ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Wer writefreely kennt, weiß vermutlich auch, dass dieser Blog etwas von der Standard-Ansicht abweicht, nicht wirklich stark, aber ein kleines bisschen. Eine der großen Stärken von writefreely ist, dass sowohl Benutzeroberfläche als auch die voreingestellt Darstellung der Blogs sehr simpel ist. So lässt sich das ganze sehr einfach handhaben und ist, meiner Meinung nach, auch wesentlich barrierefreier, was nie schaden kann.

Aber mit dem voreingestellten Darstellungs-Farbschema war ich nicht ganz zufrieden, irgendwie war mir das einfache Weiß etwas zu simpel, vor allem aber etwas zu kalt. Nachdem ich ein kleines bisschen mit den Farben herumgespielt habe, habe ich mich auf den etwas wärmeren gelblichen Orangeton festgelegt, der noch heute die Hintergrundfarbe stellt.

Sicherlich hätte ich auch einen dunklen Hintergrundton wählen und die Schriftfarbe hell einstellen können, andererseits ist diese Kombination gerade bei geringer Bildschirmhelligkeit nicht immer einwandfrei lesbar — und genau das ist der einzige Zweck, den ein Farbschema in einem Blog erfüllen muss, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach.

Brauche ich ein komplexes Webseiten-Layout, wenn ich einfach nur Texte veröffentlichen möchte? Nein. Brauche ich ein abgefahrenes, gar modernes Farbschema? Nein.

Ein Farbschema muss einfach lesbar und dabei irgendwie angenehm sein, und ich glaube, das aktuelle Farbschema leistet da gute Arbeit.

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Unternehmen, die auf freie Software setzen, auch als Geschäftsmodell, sind keine Seltenheit, im Gegenteil: Ein Großteil der heutigen Entwicklung von Linux, aber auch von Linux-Distributionen wird heute von Unternehmen vorangetrieben, als Endnutzer ist es so gut wie unmöglich, keine kommerzielle Software zu nutzen, selbst, wenn es sich um freie Programme handelt.

Angefangen bei systemd bis hin zu Distributionen wie Ubuntu: Das Verhältnis der Unternehmen und Anwender hat sich festgefahren, es gibt keine Aussicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte – warum auch, immerhin funktioniert das ganze ja irgendwie, die meisten Gemeinschaften bleiben vergleichsweise unabhängig, selbst wenn große Konzerne wie Google oder selbst Microsoft nicht selten zu wichtigen Sponsoren werden.

Eine andere Frage ist aber, inwiefern sich dieses Verhältnis von der rein technischen Ebene auf eine übertragene auswirkt und in welchen Maß sich das zunehmende Einkaufen von Unternehmen in die freie digitale Welt negativ auf diese auswirkt. GNU/Linux hat den Antlitz eines Betriebssystems für Hippie-Hacker über Jahre hinweg gewahrt; dass Großkonzerne wie Red Hat-Besitzer IBM immer wichtiger geworden sind, ist nicht unbedingt sonderlich negativ, oder überhaupt in irgendeiner Weise besonders aufgefallen.

Trotzdem bleibt es für diese Unternehmen unausweichlich, auf kurz oder lang Profit mit ihrer Software, respektive ihren Distributionen zu machen, nicht zuletzt weil man sich dauerhaft gegen die etablierte prorprietäre Konkurrenz beweisen muss und halten möchte. Wenn beispielsweise öffentliche digitale Infrastruktur diskutiert wird, sind Unternehmen, die zumindest Supportlösungen für eingesetzte Software anbieten, so gut wie unumgänglich geworden – dann ist es mir doch lieber, sollten Firmen wie SUSE dahinterstehen, statt Microsoft. Dann ist es mir doch lieber, wenn auf dem Desktop die Distro einer Firma läuft, die auf freie Software setzt, anstatt das Betriebssystem eines Konzerns, der das Konzept unfreier Programmentwicklung maßgeblich mitgeprägt hat.

In seinen Talks geht auch Richard Stallman, seines Zeichens Grüner der freie-Software-Bewegung immer wieder darauf ein, dass das Preisschild, das manche ihrer Software umhängen, eine Nebensächlichkeit ist, solange es sich dabei um freie Software handelt. Und ja, in der praktisch-pragmatischen Realität ist das vermutlich auch richtig, trotzdem frage ich mich, wie es überhaupt zu ener derartig kommerziell geprägten Lage rund um freie Software kommen konnte. Braucht freie Software wirklich dieses Verhältnis von Unternehmen und Kunden? Ist es wirklich nötig, dass kommerzielle Anbieter derartig tief in vermeintlichen Gemeinschaftsprojekten verankert sind, ganz egal ob als Sponsor oder Schirmherr?

Sicher, diese Frage ist vollkommen irrelevant, da das Zusammenspiel kommerzieller und nicht-kommerzieller Akteure sich in Zukunft vermutlich so oder so kaum ändern wird. Trotzdem ist es interessant, diese Frage überhaupt zu stellen: GNU ist nicht aus kommerziellen Interessen heraus entstanden, Projekte wie Debian halten sich bis heute als unabhängige Entwicklergemeinschaften und selbst kommerzielle Distributoren wie SUSE haben mit der Zeit einige Kontrolle der Gemeinschaft überlassen, nicht zuletzt mit Gemeinschaftsprojekten wie openSUSE oder Fedora auf Red Hat-Seite.

Vielleicht ist das Kind also doch nicht in den Brunnen gefallen, vielleicht gibt es gar keinen Brunnen. Vielleicht sollte die Wahl der Distribution oder das Projekt, in dem man mithelfen möchte, in der heutigen Situation doch aufgrund technischer Faktoren und weniger nach streitbaren philosophischen Kriterien ausgewählt werden.

Wie dem auch sei, die Frage an sich stellt sich immer wieder, und wie sich auch das Kräfteverhältnis mittelfristig wenig ändern wird, bleiben wohl auch die spannenden oder bewegenden Fragen, die damit zusammenhängen, erhalten.

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Für viele zeichnet sich die Welt freier Software vor allem durch scheinbar nie enden wollende Vielfalt aus: Egal, ob es um Distributionen, grafische Oberflächen oder auch Lösungsansätze bei verschiedensten Problemstellungen geht; freie Software bietet eine Fülle an Optionen, aus denen man wählen kann und vor allem darf. Doch diese Diversität hat auch Nachteile, gerade, was Distributionen angeht, wird häufig von Zersplitterung gesprochen, die dem freien Betriebssystem auf lange Sicht eher Schade als nutze. Klar ist: Die Vielfalt, die man Tag ein, Tag aus beobachten und nutzen kann, muss irgendwie an Einsteiger vermittelt werden. Allerdings fällt es immer schwieriger, einen vernünftigen Kanal zu finden, über den das geschehen könnte.

Der Hype, den Ubuntu auslöste, als es sich das erste Mal als “Linux for Human Beings” präsentierte, kam zwar nicht von irgendwo. Heute ist aber mehr als deutlich, dass sich die Interessen von Canonical mit denen der Gemeinschaft nicht unbedingt decken. Das möchte ich nicht (sofort) zum Problem stilisieren, trotzdem ist es nun einmal Fakt: Egal, ob es hierbei um Snaps, den ehemaligen Amazon-Button oder die verschiedenen Tracking- und Report-Funktionen der Distribution geht. Für viele ist Ubuntu durch das Verhalten Canonicals zu einem Unwort geworden, auch wenn es eigentlich nicht so sein müsste. Das hat vermutlich auch mit einst hohen, vielleicht zu hohen Erwartungen zu tun, die nicht immer, zumindest nicht auf Dauer erfüllt wurden oder erfüllt werden konnten.

Mittlerweile hat sich die Tendenz eingeschlichen, über die feinen Unterschiede zwischen den verschiedenen Distributionen hinweg zu sehen. Am Ende des Tages basieren viele Distributionen auf Debian, andere auf Arch, ein paar auf Fedora und openSUSE. Trotzdem unterscheiden sich diese Varianten, mal sind sie eher Serviervorschläge, mal folgen sie einem grundlegend anderem Konzept als die Muttersysteme. Letztere lassen sich manchmal nicht einmal wiedererkennen.

Für viel schlimmer als die Distributionsvielfalt halte ich aber die Fragmentierung, die sich auf dem Desktopbereich festhalten lässt. Wenn man einen Einsteiger dann einmal, vielleicht nach langen Mühen, von einer Distribution überzeugt hat, werden die darauf folgenden Schritte nicht unbedingt leichter. Wenn es um die Wahl einer grafischen Oberfläche geht, reicht es oftmals nicht, einfach beim Standard einer Distribution zu bleiben, wenn ein solcher überhaupt existiert. Das es viele Desktops gibt, ist und bleibt kein Wunder, immerhin ist die “eigene” grafische Oberfläche als stetiger Begleiter eine riesengroße Geschmackssache. Nicht jedem gefällt Gnome, nicht jeder möchte bei KDE bleiben.

Das Problem ist also nicht, dass unterschiedliche Projekte unterschiedlich mit ihrer Codebasis und ihrer Software umgehen. Das Problem liegt, glaube ich, auch nicht bei den unterschiedlichen oder gegenläufigen Designideen der einzelnen Entwickler. Nein, zum Problem wird eher die technische Vereinzelung: KDE setzt eben auf Qt, Gnome bleibt bei GTK, Enlightenment bringt ein eigenes Toolkit mit. Dann wiederum erfindet man alte Standards neu und schafft mit “Innovationen” wie clientseitigen Dekorierungen, wie diese heute bei Gnome üblich sind, einen weiteren Faktor der Fragmentierung.

Und wenn bei jeder Gnome-Hauptversion drei neue Forks und bei der nächsten KDE-Veröffentlichung zwanzig neue Forks oder Desktopprojekte entstehen, vervielfacht sich dieses Problem in's Unermessliche.

Warum muss bei jeder Innovation mit den bestehenden Standards gebrochen werden? Ist es denn nicht nachvollziehbar, dass sich Anwender auch einmal an Dinge gewöhnen? Warum muss eine intuitive Oberfläche immer aus der Sicht eines Neueinsteigers und nicht der eines Umsteigers konzipiert werden?

Wenn sich das Gnome-Team eine neue Idee in den Kopf und diese in der eigenen Oberfläche umsetzt, sind davon auch andere Projekte, die Gnome-Technik einsetzen betroffen. Sicherlich könnte man jetzt sagen, dass die Gnome-Entwickler*innen jedes Recht haben, ihre Software so zu gestalten, wie sie möchten. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass gerade größere Desktopprojekte häufiger Mal die kleineren Projekte vergessen, die eher als periphere Nebenerscheinungen betrachtet werden und keinesfalls als mögliche Partner einer Zusammenarbeit.

Ich möchte hier nicht wieder die Binsenweisheit der Zusammenlegung von Entwicklerkräften beschwören, ich glaube, das ist in den letzten Jahren schon oft genug geschehen. Trotzdem kann ich mich ewig darüber aufregen, dass neue Ideen von Projekt A die Perspektive von Projekt B zu vergessen scheinen.

Kleineren Entwicklergruppen, etwa den Entwicklern von Xfce, ist es schlichtweg nicht möglich, alle Teile ihres Desktops von Grund auf neu zu bauen, das wäre in den meisten Fällen vermutlich auch ein unglaublich sinnloser Mehraufwand. Wenn aber die Entwicklung der GTK-Plattform, auf die auch Xfce angewiesen ist, derartig maßgeblich von Gnome bestimmt (sicherlich auch vorangetrieben wird), heißt es für Xfce vermutlich öfter: Friss oder stirb!

Die neue libadwaita, die den jüngsten Gnome-Anwendungen aus dem Gnome-Projekt ihren sehr eigenen Stil verleiht, ist eigentlich mit einem edlen Ziel gestartet: Anstatt sich wieder und wieder in die Weiterentwicklung des zu Grunde liegenden GTK einzumischen, entwickelt Gnome jetzt eine Art Zusatzschicht, auf die Anwendungen aus dem Projekt zurückgreifen können, während GTK Gnome-unabhängiger und in eigenem Tempo weiter entwickelt werden könnte.

Das ist ja wirklich schön und gut, sicherlich eine gute Idee und für die Zukunft vermutlich auch sehr wichtig, wenn verschiedene und eben nicht immer gleiche GTK-Oberflächen nebeneinander existieren wollen. Trotzdem frage ich mich, warum Gnome wieder einmal mit der eigenen Designphilosophie andere Projekte mitziehen muss: Wer ein libadwaita-Programm unter Xfce oder Mate nutzen möchte, bekommt den Anwendungsstil von Gnome präsentiert. Somit hat man eine visuelle Abhängigkeit zum Gnome-Umfeld geschaffen und kann nun davon ausgehen, dass die visuelle Einheit anderer Desktops massiv darunter leidet. Immerhin möchte Gnome ja ausdrücklich nicht “gethemed” werden.

Sicherlich ist es schön und gut, dass die grundlegende Technologie jetzt weniger von Gnome abhängt. Aber was nützt dass, wenn die Anwendungsebene wieder neue Hürden schafft und der Modularität auf dem Linux-Desktop wieder Steine in den Weg legt und Stöcke in die Speichen steckt. Mittlerweile ist es sogar leichter, Qt-Anwendungen über das entsprechende Plattformthema in eine GTK-Umgebung wie Xfce zu integrieren, als das mit libadwaita-Programmen möglich wäre, die ja technisch eigentlich enger bei einander liegen.

Unterm Strich bleiben das natürlich nur Beobachtungen. Ich frage mich nur, wie ich mir in Zukunft einen konsistenten Desktop zusammenschustern möchte, wenn ich nicht sofort eine Suite an Gnome- bzw. KDE-Anwendungen mitnutzen möchte.

Danke Gnome für die Innovation; schade das ihr immer wieder mit Standards brecht. Die Diskussion um die verschiedenen Toolkits wird wohl nicht abflachen, wenn alle immer alles besser wissen und auf den nächsten aber vielleicht grundlegend wichtigen Standard pfeifen oder sich zumindest die Konsequenzen der Innovation nicht vor Augen führen wollen.

Übrigens nutze ich auch gerne Gnome und KDE. Es ist nicht so, dass ich etwas gegen die Projekte hätte, im Gegenteil. Es ist bloß Schade, dass der Fortschritt eines großen Projekts so oft auf Kosten der kleineren von Statten zu gehen scheint.

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Anwendungen wie der „FocusWriter“ erwecken in mir immer wieder das Bedürfnis zu schreiben; wenn mir dann aber wieder einmal ein triftiges Thema fehlt, schreibe ich nicht selten einfach über die Anwendung selbst. Was macht den FocusWriter also besonders? Eigentlich ist er ja nur ein aufgeblasener Texteditor mit Hintergrundbild, ein möchtegern Büroprogramm. Doch ist das wirklich so? Bietet der FocusWriter nicht doch mehr, als man vielleicht auf den ersten Blick denken könnte?

Diese Fragen lassen sich nicht mit einem simplen Ja oder Nein beantworten: Man merkt dem Programm an unzähligen Ecken und Enden an, dass es für einen sehr speziellen Anwendungsfall, für eine sehr spezielle und doch nicht näher definierte Zielgruppe entwickelt wird: Mit dem FW wird wohl niemand Code oder Config-Dateien editieren wollen, außer vielleicht die drei Masochisten, die diesen Text hier lesen. :D

Der FW ist nach meiner Auffassung nicht dafür gedacht, herkömmlichen Texteditoren wie Vim oder Emacs den Rang abzulaufen. Daher fällt es auch schwer, die Anwendung mit anderen zu vergleichen. Einerseits lassen sich auch hier altbekannte Funktionen einer klassischen Textverarbeitungssoftware nutzen, andererseits wird FW derartig simpel präsentiert, dass man niemandem einen Vergleich mit einem einfachen Texteditor verübeln kann.

Für mich sitzt der FocusWriter zwischen den Stühlen; weder ist er ein klassisches Büroprogramm, noch ein herkömmlicher Editor. Der FocusWriter richtet sich an Autoren, die viel mit langen Texten zu tun haben und möchte dabei den Fokus wieder auf den eigentlichen Text legen, anstatt auf die Bedienelemente. Alle Menüs sind standardmäßig mit einem intelligenten Ausblenden versehen, so das diese beim eigentlichen Schreiben überhaupt nicht auffallen. Einblenden lassen sich diese nur, wenn man die Maus an die Bildschirmränder schubst; beim Schreiben soll man diese ja eigentlich in Ruhe lassen.

Sicherlich könnte man für diesen Anwendungsfall auch einfach ein Terminal öffnen und Vim starten, die Frage ist aber, ob man das will: Ich zum Beispiel brauche beim Schreiben eine ständige Rechtschreibkontrolle; ich habe keine Lust, einen Text nur wegen etwaiger Rechtschreibfehler noch einmal zu redigieren.

Wenn ich eine entsprechende Funktion in Vim nutzen möchte, ergeben sich für mich einige Nachteile: Einerseits unterlegt Vim Rechtschreibfehler einigermaßen aggressiv, anstatt einer dezenten Linie, die ich mir im FokusWriter auf ein unauffälligeres Grau gesetzt habe, schreit mich Vim regelrecht an, wenn ich einen Tippfehler mache: Vim markiert bei einem Fehler das ganze Wort in einem knalligen rot, was sofort jegliche Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ein weiteres Problem ist die Universalität von Vim: Wenn ich den Editor sowohl für kreative Texte als auch für herkömmliche Anwendungsbereiche, sprich: Configs und Code, verwenden möchte, komme ich schnell in ein Einstellungsdilemma:

Einerseits möchte ich bei kreativen Texten dauerhaft eine Rechtschreibprüfung eingeschaltet wissen, andererseits stört diese extrem, wenn man englischsprachige Config-Dateien editiert: Wenn ich die Rechtschreibprüfung also in meine Vimrc eintrage, müsste ich in vielen Fällen diese Vorgabeeinstellungen wieder rückgängig machen. Wenn ich nichts eintrage, müsste ich in vielen Fällen zwei Parameter setzen, bevor ich anfangen kann. Das liegt in der Natur dieser Einstellungen, kann aber auch sehr schnell sehr nervig werden.

Auch die grafischen Texteditoren der verschiedenen grafischen Oberflächen sind in dieser Hinsicht nicht der Weisheit letzter Schluss: Einerseits sind diese häufig vollkommen überfüllt mit Knöpfen, Untermenüs und Optionen, die um die Gunst verschiedenster Entwickler zu buhlen scheinen; andererseits bieten sie wenige Funktionen, die sich konkret an Autoren richten. Sicherlich könnte ich meine Texte auch in Kate, Mousepad oder Plume schreiben — die Frage ist nur, ob ich das auch möchte.

Ich jedenfalls finde den Ansatz, den der FocusWriter verfolgt ziemlich ansprechend, vielleicht liege ich damit auch genau in der Zielgruppe der Anwendung. Unterm Strich sollte aber klar sein: Wenn man den FocusWriter nutzen möchte, stehen alle Türen offen, die Anwendung ist natürlich freie Software, veröffentlicht unter der GPL.

Und wenn man für sich selbst keinen sinnvollen Anwendungszweck darin finden kann, ist das auch vollkommen in Ordnung: Jedem das seine. :)

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Der Gnome-Desktop bleibt kontrovers: Einerseits ist das Projekt eines der fortschrittlichsten in der gesamten Gemeinschaft freier Software, egal, was Designkonzepte von heute und morgen oder auch die unterliegenden Technologien angeht: Gnome scheint in die Zukunft zu schauen und visionär antworten zu wollen.

Anstatt wie KDE oder Xfce die klassische Metapher einer grafischen Oberfläche für Desktop- und Laptopsysteme zu bedienen, geht Gnome einen eigenen Weg, der sich mal mehr, mal weniger an den bekannten Ansätzen von IBM, Microsoft, Apple oder Unix zu orientieren scheint. Gnome ist dabei eindeutig wiederzuerkennen, hebt sich von der Masse ab, ist kein Duplikat. Doch was zunächst als Vorteil erscheinen mag, kann Gnome auch schnell auf die Füße fallen, spätestens seit der intitialen Veröffentlichung der dritten Generation des Zwergendesktops.

Die Beständigkeit, die sich anhand der zweiten Generation der Oberfläche nachvollziehen lässt, ist aus heutiger wie damaliger Sicht kaum noch bemerkbar, wenn man sich die Ideen von Gnome 3 vor Augen führt. Gleich geblieben ist bis heute aber das Mantra des „weniger ist mehr“, dass Gnome heute wie kein anderer Desktop verinnerlicht hat.

Dabei ist Gnome nicht sonderlich leichtgewichtig, auch nicht unausgereift oder funktionslos; nein, die Optionen, die der Desktop bietet, werden bloß sehr selektiv angezeigt: Beispielsweise kann ein einfarbiger Hintergrund in Gnome v3.38 lediglich über die gsettings-Datenbank gesetzt werden, nicht über eine offizielle grafische Oberfläche. Erweiterungen, die Gnome de facto zu einem der anpassungsfähigsten Desktops machen, sind in den meisten Fällen inoffizielle, wenn auch sehr beliebte Lösungen, die allerdings schon nach einem einzigen Update der Vergangenheit angehören können:

Gnome hat seine eigene Meinung, wie der GNU/Linux-Desktop zu betrachten und zu benutzen ist; dabei macht man sich nicht immer Freunde, große Neuerungen werden zumindest bei einigen nicht mit der Euphorie wahrgenommen, die man ihnen womöglich doch zugestehen sollte: Gnome ist kontrovers.

Meine persönliche Beziehung zur Zwergenoberfläche ist dabei ebenso ambivalent: Einerseits kommt mir Gnome sehr vollständig vor, andererseits fehlen an manchen Ecken und Enden die Dinge, die ich dort erwartet hätte. Sicherlich bietet Gnome eine vollständig Umgebung verschiedenster Anwendungen, und doch ist diese nicht so vollständig wie z.B. bei KDE.

Xfce ist und bleibt eine der beständigsten Umsetzungen der Desktop-Idee, Gnome bleibt ein interessanter Ansatz. Mich zu begeistern schaffen beide Projekte immer wieder, mich festzulegen fällt mir aber auch sehr schwer. Und dann ist da natürlich noch der Mate-Desktop, der als Fortsetzung des mittlerweile Abgelösten Gnome v2 eine ebenfalls konsistente und entgegen vieler Meinungen durchaus daseinsberechtigte Oberfläche für den Laptop und Desktop bietet.

Sich festzulegen fällt mir immer wieder schwer, wenn es um die verschiedenen Oberflächen geht, auch da sich alle stets zu verbessern scheinen. GNU/Linux lebt zu einem nicht zu unterschätzenden Teil von seiner Community, also auch von dem Herzblut, das in die einzelnen Projekte fließt, von der Zeit, die die Entwickler und Beitragenden den Projekten nicht selten ehrenamtlich spenden.

Nur wegen eigenwilligen Bedienkonzepten in eine Welle der Shitstorms zu verfallen, halte ich für schwierig, wenn auch nachvollziehbar. Jede Idee hat ihren Preis, jede Implementierung ihre Schwächen. Jeder Desktop seine Fehlerchen und Macken.

Ich habe mir heute wiedereinmal Debian 11 mit Gnome v3.38 installiert und bin doch angetan von den Konzepten, die die Oberfläche umsetzt. Sicherlich ist Gnome nicht zu ein- aber damit auch nicht zu verstellbar wie KDE, sicher ist Gnome auf den ersten Blick nicht so leichtgewichtig wie Xfce, und doch bieten sich auf dem grafischen Kobold einige Vorteile: Die Umsetzung von virtuellen Arbeitsfläche ist bei Gnome beispielsweise noch immer besser als bei den meisten anderen Oberflächen; mit besser meine ich dabei subjektiv besser: Die Arbeitsflächen von Gnome sind standardmäßig dynamisch, das heißt nur dann vorhanden, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. Dabei vermittelt aber gerade das Konzept der Aktivitäten den Eindruck, man solle diese doch einfach einmal stärker in den eigenen Benutzungsfluss einbauen: Und ja, das funktioniert sehr angenehm.

Besonders interessant sind auch die Tastenkürzel, die Gnome von Beginn an ausrollt: So werden etwa die im Dash verankerten Favoriten mit einer Nummer versehen. Daraufhin können sie mit der Tastenkombination Super+[Nummer] ausgeführt werden: Wenn also der erste Starter ein Terminal ist, kann dieses einfach mit Super und ‚1‘ gestartet werden. Darauf muss man ersteinmal kommen, immerhin sind diese Starter dabei dynamisch besetzbar, wechseln also ihre Belegung, wenn ich die favorisierten Anwendungen umsortiere – sehr interessant, sehr praktisch.

An dieser Stelle möchte ich auch noch ein paar Worte zu dem Wechsel verlieren, den Gnome seit der in Debian 11 enthaltenen Version 3.38 vollzogen hat: Ab Gnome 40 ist man im Projekt von der Gnome-v3-typischen vertikalen Anordnung der Arbeitsflächen zu einer klassischeren horizontalen Auslegung gewechselt.

Diese Änderung sehe ich persönlich als Fluch und Segen zugleich; einerseits ist das horizontale Verhalten im Wesentlichen doch intuitiver, andererseits erhöht man so auch die Mauswege dramatisch, soll das Dash dann doch noch einmal erreicht werden.

Auf einem realen Schreibtisch legt man Dokumente, an denen man gerade nicht arbeitet natürlich auch eher zur Seite als nach hinten, andererseits ist auch die Frage, ob diese Analogie auf einem digitalen Schreibtisch sonderlich sinnvoll ist.

Möchte ich in Gnome v43 das Dash ohne Zuhilfenahme der Super-Taste erreichen, muss ich bekannter Weise zunächst den Mauszeiger in die obere linke Ecke schleudern, kann ihn dann aber nicht einfach an der linken Bildschirmkante entlangwandern lassen, sondern muss zuerst den halben Bildschirm abfahren, um an die untere Bildschirmkante zu gelangen.

Fairerweise muss man dazusagen, dass sich die Beschleunigung der Maus dabei sehr zu Nutze machen lässt, was die Mauswege an sich dann doch verringert. Auch die verbesserte Unterstützung für Touchpads hilft auf einem Laptop schon sehr. Außerdem nutze ich die hauseigenen Erweiterungen „Anwendungs-“ und „Orte-Menü“, die die obere Leiste logisch und sinnvoll erweitern. Glücklicherweise sollten diese bei Versionsaktualisierungen auch nicht kaputt gehen, immerhin kommen sie direkt von Gnome selbst.

Wie dem auch sei: Gnome ist und bleibt spannend, ob ich den Desktop langfristig einsetzen möchte, weiß ich noch nicht, allerdings ist er immer wieder einen Blick wert, und das entgegen der landläufigen Meinungen.

Gnome läuft unter Debian sehr flüssig, Anwendungen starten wesentlich schneller als unter KDE, teilweise auch flotter als unter Xfce; das Bedienkonzept ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, macht es dann doch viel Spaß. Was die zukünftigen Entwicklungen angeht, die das Gnome-Projekt in absehbarer Zeit einschlagen wird, bin ich noch unentschlossen, nichtsdestotrotz aber offen für Neuerungen. Was ich genau von libadwaita, GTK4 und den vielen anderen, manchmal dann doch visionären Ansätzen des Projekts halten soll, wird die Zukunft schon zeigen. :D

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In der letzten Zeit sind Web-Dienste, die auf künstlichen neuronalen Netzwerken, landläufig künstliche Intelligenzen genannt, immer bekannter geworden. Besonders hervor stechen dabei die künstlichen Künstler, Algorithmen also, die anhand bestimmter angegebener Kriterien und einer entsprechenden Datenbank Bilder generieren — in einem bestimmten Stil, zu einem bestimmten Thema, mit einer unbestimmten Intention. Ich persönlich weiß nicht, was ich davon halten soll:

Einerseits sind derartige Dienste wirklich faszinierend, die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben scheinen unergründlich und irgendwie endlos, auch wenn natürlich klar ist, dass eine kI immer nur so “gut” sein kann, wie die Gesamtheit an Daten, mit denen sie gefüttert wurde. Die Frage ist: Geht die kI über diese Gesamtheit hinaus? Ist sie in der Lage, Informationen durch neuartige Kombinationen zu neuen Daten umzuformen? Ich weiß es nicht, in bin bei diesem Thema nun wirklich kein Experte, ich habe nicht das nötige Wissen, derartige Dienste und Ansätze zu bewerten, egal ob in technischer oder künstlerischer Hinsicht.

Aber auch ich mache mir dazu meine Gedanken; allein schon weil sich kI-en so ein gutes Stück in die öffentliche Wahrnehmung meines Umfelds geschoben haben, gerade im Netz. Ich frage mich, ob künstliche Intelligenzen dieser Art ein Segen sind: Lebt nicht gerade Kunst davon, neu Erschaffen zu werden, zumindest in dem Glauben, eine vermeintlich eigene Idee kreativ umzusetzen? Lebt Kunst nicht zumindest in Teilen davon, die Intentionen der Künstlerin widerzuspiegeln? Ich weiß es nicht.

Der neue heiße Kot scheint, nach der Umsetzung künstlicher Kunst, die Ummodellierung eigener Text durch eine kI zu sein: Caschy's Blog thematisierte neulich zum Beispiel “DeepL Write”, das eigene Texte “verbessern” soll. Einfach einen Abschnitt markieren, einfach einen “besseren” Stil reingedrückt bekommen. Ich. Weiß. Nicht. Was. Das. Soll!

Kann eine künstliche Intelligenz nicht auch nur so schlecht funktionieren, wie der Durchschnitt seiner Datengrundlagen? Warum wird es ernsthaft als Verbesserung gehandelt, wenn eine vielleicht angeschimmelte Datenbank, die deswegen auf einmal Beine bekommen hat, einen charackterlosen Stil in jeden Text presst, jede Individualität für einen vermeintlichen Vorteil aufgibt? Wie soll das ablaufen?

Sage ich dann: Joa, liebe kI, schreibe das bitte in meinem Stil um, ach nee warte, den habe ich ja schon vor zwei Monaten an dich abgegeben; dann schreibe mir das bitte im unschlagbaren Stil eines Tweets von Donald Trump, der kann doch auch mit inhaltlichem Kot total viele Leute für sich gewinnen; liebste kI, sei doch so gnädig. Amen.

Merkt ihr selbst, oder??

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Momentan gehen Datenleaks und zugehörige DSGVO-Bußgelder durch die Techie-Presse, betroffen sind dabei insbesondere Twitter und Meta (formerly known as Facebook). Wenn es also um Sicherheit der eigenen Daten geht, sind die ehemals großen unsozialen Netzwerkplattformen alles andere als vertrauenswürdig — im Gegenteil.

Und doch diskutiert meine Blase momentan über etwas anderes: Die Sicherheit im Fediverse, die Verantwortung, die die Betreiber einzelner Instanzen auf sich nehmen.

Ich kann gut nachvollziehen, dass eine Fediverse-Instanz, sobald eine gewisse Größe erreicht ist, schnell über den Kopf der Betreiber/innen herauswachsen kann; klar ist auch, dass jeder, der Fediverse-Dienste nicht auf einem eigenen Server hostet ein gewisses Maß an Kontrolle abgibt und umso mehr Vertrauen gegenüber Instanzhostern aufbringen muss.

Trotzdem halte ich das Fediverse unterm Strich für wesentlich angenehmer, was die bleibe der eigenen Daten angeht: Die meisten Fedi-Dienste sind auf Privatsphäre getrimmt, standardmäßig. Das hebt sie auch von ihren proprietären Mitbewerbern ab.

Wer soziale Medien nutzen und gleichzeitig ein Mindestmaß an Kontrolle wahren oder erweitern möchte, wird an freien Plattformen nicht vorbei kommen.

Die Plattformen des Fediverse sind in dieser Hinsicht der momentane Platzhirsch — auch wenn das große Webseiten vielleicht nicht wahrhaben wollen.

Wer seine eigenen Daten im Netz behalten und eben nicht am Eingang abgeben möchte, sollte meiner Ansicht nach auf Dezentralität setzen: Der Exodus, die Abwärtsschleife, in der sich Twitter nunmehr seit Wochen befindet zeigt das ganz deutlich.

Daten auf zentralisierten Plattformen hängen von der Sicherheit des jeweiligen Dienstes ab, auf Gedeih und Verderb sind die Nutzenden diesem ausgeliefert. Um in der Metapher der “Plattform” zu bleiben: Auf einer proprietären Plattform sammeln sich alle Nutzenden, werden dabei aber nur von einem Stützpfeiler gehalten. Sollte dann ein wild gewordener oder gebliebener Multimilliardär anfangen, aus Spaß die Säule Tag für Tag ein Stückchen weiter zu zersägen, sollte zu denken geben.

Im Fediverse stehen wir zwar auch auf einzelnen Plattformen, von denen wir abhängen. Nur gibt es davon eben nicht nur eine. Wenn Plattform A in den Abgrund stürzt, können wir zumindest noch rechtzeitig unsere Sachen packen und auf Plattform B springen. Ein Twitter-Nutzer kann das nicht von sich behaupten.

Zusammengefasst bietet das Fediverse drei wesentliche Vorteile:

  • die Freiheit und Offenheit des Quellcodes erlauben Überprüfungen auf Vorteile, Mängel, Schwachstellen und Sichtungen des Getriebes
  • die Dezentralität verhindert den vollkommenen Verlust eines persönlichen sozialen Netzwerks
  • die Option, selbst zu hosten kann Nutzerinnen und Nutzern eine vollständige Kontrolle über die eigenen Daten gewährleisten, sollte das nicht der Fall sein, sind sie zu einer hohen Wahrscheinlichkeit selbst schuld

Um es nocheinmal zu Wiederholen: Die Nutzerinnen und Nutzer von Plattformen wie Twitter oder Facebook können diese elementaren und essentiellen Vorteile nicht genießen; im Fediverse hängt, so meine Sicht auf die Dinge, aber auch einiges davon ab, wie die wesentlichen Vorteile genutzt werden.

Als nicht-Entwickler fällt es sicherlich schwer, den Quellcode vollständig oder zumindest an den wichtigen Stellen nachzuvollziehen, doch die anderen beiden Vorteile kann jeder Fediverse-Freund, wenn er denn nur will, für sich (und andere) umsetzen:

Seit dem Twitter-Exodus wird die Dezentralität des Fediverse immer wichtiger zu betonen, die Performance-Probleme von mastodon.social können dahingehend als akutes Warnzeichen verstanden werden.

Die Option, selbst zu hosten ist meiner Ansicht nach noch nicht genug erforscht und diskutiert worden. Ich persönlich sehe meine entsprechenden Fähigkeiten als (noch) nicht ausreichend, perspektivisch bin ich aber durchaus interessiert daran. Eine einsteigerfreundliche Debatte dazu im Fediverse würde diesem sicherlich nicht schaden.

Einen Einstieg in das Fediverse kann jeder relativ leicht bekommen, indem er sich auf der nächstbesten Mastodon-Instanz anmeldet. Das Potential des Fediverse kann in seiner Gänze aber nur genutzt werden, wenn entsprechende Vorteile erkannt und individuell aber auch kollektiv in die Tat umgesetzt werden.

Meine Meinung. :)

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Wer sich nicht nur passiv, das heißt konsumierend am Internet, konkret dem Web beteiligen möchte, der scheint heute kaum drumherumzukommen, Menschen zu vertrauen.

Einen eigenen Server aufzusetzen ist natürlich nicht sonderlich schwierig, sich langfristig um die Sicherheit zu kümmern scheint aber zeitintensiv werden zu können.

Wenn ich mir überlege, einen eigenen Webserver aufzusetzen, sprich einen alten Laptop zweckzuentfremden, machen sich in meinem Kopf vor allem Gedanken der Unwissenheit breit: Bin ich überhaupt bewandert genug, dauerhaft für einen Server sorgen zu können?

Kann ich modernen Sicherheitsstandards gerecht werden oder zumindest potentielle Seitenbesucher nicht in digitale Gefahr bringen?

Fragen über Fragen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie allesamt richtig beantworten könnte. Sicherlich wäre es ein sehr lehrreiches Unterfangen, doch mal einen Server zu pflegen anstatt immer auf fremden Diensten rumzulungern.

Mit dem System an sich hätte ich auch kein Problem, immerhin benutze ich Debian, was ein wunderbares Serversystem abgeben kann, auch täglich auf dem Desktop.

Im Gegenteil: Mit Debian bin ich an sich schon vertraut, und das eben nicht nur mit der grafischen Oberfläche. :D Nur die darüber liegenden Softwareebenen verunsichern mich, gerade was die verschiedenen Webserver angeht.

Vielleicht kennt jemand hier eine gute Webseite, auf der ein paar nützliche Informationen aufgezählt sind. Gerade, da ich gerne statische Websites schreibe, möchte ich mich noch nicht vollständig von dem Thema verabschieden.

Bei Ideen freue ich mich über elektronische Post an .

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Heute erschien auf Übermedien.de ein kurzer Absatz, in dem die nette Redaktion erklärt, wie die letzte Ausgabe des ZDF Magazin Royale zu verstehen sei: Es handelt sich dabei um die Sendung, in der die FDP satirisch mit der RAF verglichen wird.

In der Annahme, dass das relativ einfach zu verstehen sei und natürlich auch ohne die vermutlich sinnlose Diskussion dazu auf Twitter zu kennen, war ich doch schon relativ verwundert, dass erst ein paar Medienjournalisten kommen müssen, um ihrem Publikum zu erklären, wie eine Böhmermann-Satire zu verstehen sei.

Wie auch immer, über den Kern der Satire geht der Übermedien-Artikel nicht hinaus; sicherlich, das mag man bewusst so gewählt haben, doch zu diesem Thema lässt sich noch viel mehr sagen.

Warum spricht man beispielsweise nicht auch einmal den verschobenen Begriff von Radikalität und Extremismus an, den man in der aktuellen Debatte wieder und wieder antrifft?

Es gibt eben keine feste Definition extremer Positionen; ein Politikverständnis nach dem Hufeisenschema ist schon seit Jahren veraltet: Extreme Positionen lassen sich nicht pauschal als solche einordnen und können selbst wenn sich jemand anmaßt, das doch zu tun, nicht in die Kategorien “links” und “rechts” eingeteilt werden.

Das politische Spektrum ist und bleibt zu vielschichtig und vielfältig, eine solche General- und Pauschalisierung möglich zu machen.

Radikal meint, so meine Definition, stark vereinfacht ausgedrückt, ein Problem an der Wurzel zu packen und eben nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Das sagt auch schon das Wort und vor allem sein Stamm “Radi-” aus.

Wer die FDP ernsthaft als linke Partei bezeichnet, kann von mir aus getrost als politische Knalltüte bezeichnet werden; wer aber eine entsprechende Satire veröffentlicht, und das ist in einem Satiremagazin keine Seltenheit, kritisiert einen wichtigen Punkt der politischen Diskussionskultur dieser Tage valide:

Die Mitte kann genauso extrem sein, wie Linke oder Rechte, sollte man darunter eine starke Veränderung gesellschaftlicher Strukturen verstehen. Ob das dann radikal ist, ist, wie ich bereits versucht habe, zu erklären, nicht sonderlich leicht zu beurteilen.

Das Satire heute eine Erklärung braucht, lässt sich meiner Ansicht nach aber leicht einordnen: Das ist einfach traurig.

#politik

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