Gedanken zum Fediverse, Teil vier: Freiheit, Dezentralität und Kontrolle

Momentan gehen Datenleaks und zugehörige DSGVO-Bußgelder durch die Techie-Presse, betroffen sind dabei insbesondere Twitter und Meta (formerly known as Facebook). Wenn es also um Sicherheit der eigenen Daten geht, sind die ehemals großen unsozialen Netzwerkplattformen alles andere als vertrauenswürdig — im Gegenteil.

Und doch diskutiert meine Blase momentan über etwas anderes: Die Sicherheit im Fediverse, die Verantwortung, die die Betreiber einzelner Instanzen auf sich nehmen.

Ich kann gut nachvollziehen, dass eine Fediverse-Instanz, sobald eine gewisse Größe erreicht ist, schnell über den Kopf der Betreiber/innen herauswachsen kann; klar ist auch, dass jeder, der Fediverse-Dienste nicht auf einem eigenen Server hostet ein gewisses Maß an Kontrolle abgibt und umso mehr Vertrauen gegenüber Instanzhostern aufbringen muss.

Trotzdem halte ich das Fediverse unterm Strich für wesentlich angenehmer, was die bleibe der eigenen Daten angeht: Die meisten Fedi-Dienste sind auf Privatsphäre getrimmt, standardmäßig. Das hebt sie auch von ihren proprietären Mitbewerbern ab.

Wer soziale Medien nutzen und gleichzeitig ein Mindestmaß an Kontrolle wahren oder erweitern möchte, wird an freien Plattformen nicht vorbei kommen.

Die Plattformen des Fediverse sind in dieser Hinsicht der momentane Platzhirsch — auch wenn das große Webseiten vielleicht nicht wahrhaben wollen.

Wer seine eigenen Daten im Netz behalten und eben nicht am Eingang abgeben möchte, sollte meiner Ansicht nach auf Dezentralität setzen: Der Exodus, die Abwärtsschleife, in der sich Twitter nunmehr seit Wochen befindet zeigt das ganz deutlich.

Daten auf zentralisierten Plattformen hängen von der Sicherheit des jeweiligen Dienstes ab, auf Gedeih und Verderb sind die Nutzenden diesem ausgeliefert. Um in der Metapher der “Plattform” zu bleiben: Auf einer proprietären Plattform sammeln sich alle Nutzenden, werden dabei aber nur von einem Stützpfeiler gehalten. Sollte dann ein wild gewordener oder gebliebener Multimilliardär anfangen, aus Spaß die Säule Tag für Tag ein Stückchen weiter zu zersägen, sollte zu denken geben.

Im Fediverse stehen wir zwar auch auf einzelnen Plattformen, von denen wir abhängen. Nur gibt es davon eben nicht nur eine. Wenn Plattform A in den Abgrund stürzt, können wir zumindest noch rechtzeitig unsere Sachen packen und auf Plattform B springen. Ein Twitter-Nutzer kann das nicht von sich behaupten.

Zusammengefasst bietet das Fediverse drei wesentliche Vorteile:

Um es nocheinmal zu Wiederholen: Die Nutzerinnen und Nutzer von Plattformen wie Twitter oder Facebook können diese elementaren und essentiellen Vorteile nicht genießen; im Fediverse hängt, so meine Sicht auf die Dinge, aber auch einiges davon ab, wie die wesentlichen Vorteile genutzt werden.

Als nicht-Entwickler fällt es sicherlich schwer, den Quellcode vollständig oder zumindest an den wichtigen Stellen nachzuvollziehen, doch die anderen beiden Vorteile kann jeder Fediverse-Freund, wenn er denn nur will, für sich (und andere) umsetzen:

Seit dem Twitter-Exodus wird die Dezentralität des Fediverse immer wichtiger zu betonen, die Performance-Probleme von mastodon.social können dahingehend als akutes Warnzeichen verstanden werden.

Die Option, selbst zu hosten ist meiner Ansicht nach noch nicht genug erforscht und diskutiert worden. Ich persönlich sehe meine entsprechenden Fähigkeiten als (noch) nicht ausreichend, perspektivisch bin ich aber durchaus interessiert daran. Eine einsteigerfreundliche Debatte dazu im Fediverse würde diesem sicherlich nicht schaden.

Einen Einstieg in das Fediverse kann jeder relativ leicht bekommen, indem er sich auf der nächstbesten Mastodon-Instanz anmeldet. Das Potential des Fediverse kann in seiner Gänze aber nur genutzt werden, wenn entsprechende Vorteile erkannt und individuell aber auch kollektiv in die Tat umgesetzt werden.

Meine Meinung. :)

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