StarTrekTagebuch, Filmspecial: Star Trek II – The Wrath of Khan (SpoilerAlert):
Einige Jahre nach der Handlung des ersten Films (der wohl nicht so richtig zum Kanon gezählt wird) trifft sich Admiral Kirk wieder mit der alten Crew.
Die Enterprise ist unte Captain Spock mittlerweile ein Trainingsschiff, auf dem Starfleet-Kadetten ausgebildet werden. Eine der jungen Kadetten ist die Vulkanierin Saavik, die gerade den Kobayashi-Maru-Test absolviert. Hierbei soll sie in einer Simulation als Captain eine kritische Situation lösen.
Dabei scheitert und verliert ihr Schiff.
Eigentlich soll die Situation in diesem Test gar nicht gelöst werden können, sondern es soll ein Charaktertest sein, in dem junge Kadetten mit der Ausweglosigkeit im Angesicht des sicheren Todes klar kommen sollen (etwas ähnlichem musste sich Wesley ja auch schon bei seiner Prüfung zur Aufnahme in die Academy stellen, wenn auch in kleinerem Maßstab).
Kirk hat als Einziger den Test jemals “gelöst” (also eine Möglichkeit gefunden, bei der nicht alle drauf gehen), wie genau, wird aber erst später geklärt.
Kirk soll demnächst die Enterprise inspizieren, feiert aber vorher noch seinen Geburtstag zusammen mit McCoy, der ihn bequatscht, dass er wieder ein Kommando braucht, um nicht völlig einzurosten (wenig subtiles foreshadowing an dieser Stelle).
Szenenwechsel:
Die U.S.S. Reliant unter dem Kommando von Captain Clark Terrell (und mit einem weiteren ehemaligen Enterprise-Crewmitglied: Pawel Chekov) soll für das Forschungsprojekt “Genesis” unbelebte Planeten suchen.
Dabei handelt es sich offenbar um ein fortschrittliches Terraforming-Tool was allerdings nur auf Planeten angewandt werden darf, auf der es nicht einmal die ursprünglichsten Formen von Leben gibt (warum wird auch später geklärt).
Auf Ceti Alpha VI entdeckt man schwache Spuren von Leben und der Captain beamt zusammen mit Chekov runter, um es zu untersuchen.
Warum man nicht einfach weiter nach einem unbelebten Planeten sucht, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich ist die Untersuchung neuer Lebensformen sowas wie die oberste Starfleet-Dienstanweisung. Ich kann mir aber vorstellen, dass dadurch das Projekt ganz schön verzögert wird, wenn man für jede Mikrobe einen Zwischenstopp einlegt.
Terell und Chekov entdecken aber weitaus mehr als Mikroben Sie entdecken eine “Bande” von ausgesetzten “Menschen”. Anführungsstriche hier, weil nicht ganz klar ist “was” genau Khan und seine Anhänger eigentlich sind. Sie (oder nur er?) wurden laut ihm schon vor über 200 Jahren geboren, also sind sie entweder durch genetische Augmentation wesentlich langlebiger oder haben die meiste Zeit im Kälteschlaf verbracht (nicht sehr zuverlässig wie wir aus der letzten TNG-Folge wissen). Genetisch verändert im Hinblick auf erhöhte Körperkraft und Intelligenz (was er nicht müde wird zu erwähnen) ist Khan auf jeden Fall.
Jedenfalls wurde er von Captain Kirk vor etlichen Jahren auf Ceti Alpha V ausgesetzt.
Ja richtig V (fünf) nicht VI (sechs) ist der Planet auf dem sie sich gerade befinden (nach gängiger Namensgebung also der fünftnächste Planet des Sterns Ceti Alpha).
Nummer 6 ist kurz nach Kahns Ankunft explodiert (warum auch immer) und die Umlaufbahn von Kahns Planeten wurde etwas mehr zum Rand der Goldlöckchen-Zone geschoben, was ihn zum Wüstenplaneten gemacht hat.
Hier wurde ich kurz stutzig. Ich meine, dass man als Starfleet nicht jeden Tag nachschaut, wie sich irgendwelche Verstoßenen im Exil schlagen, ok.
Aber wenn in einem Sternensystem plötzlich ein Planet weniger da ist, als auf den Karten verzeichnet, hätte doch spätestens der Reliant auffallen müssen. Ich meine, so ein Planet rollt ja nicht einfach so unters Sofa und auch wenn er explodiert ist, bleibt doch zumindest planetarer Schutt übrig?
However. Khan ist jeden fall sehr interessiert an dem Projekt Genesis und daran, sich an Kirk für seine Verbannung zu rächen.
Er pflanzt Terell und Chekov ein paar entfernte Verwandte der späteren Stop-Motion-Krabben ein, um sie zu kontrollieren und mit ihrer Hilfe die Reliant zu kapern.
Von da fliegt er zur Forschungsstation des Genesis-Projektes ordnet (über Chekov) an, ihm nach seiner Ankunft die kompletten Forschungsmaterialien zu überlassen. Angeblich alles auf Kirks Befehl hin, womit er natürlich plant Kirk zu ihm zu locken.
Speaking of: Wie bau ich mir einen “guten” Bösewicht (am Beispiel Khan)?
Etwas mehr Meta-Talk jetzt über die Charakterbildung des Films und im speziellen zum “Bösewicht” Kahn.
Aus meiner Sicht steht und fällt eine Story mit dem Bösewicht und der zweite Star Trek-Film bringt hier einen außergewöhnlich Gelungenen.
Ein Bösewicht muss zunächst einmal eine glaubhafte Bedrohung sein, was Khan durch seine genetischen Verbesserungen zweifelsohne erfüllt, zusammen mit der “Waffe” in Form des Genesis-Projektes (zu dem komm ich später).
Mindestens genau so wichtig ist aber auch die Motivation, des Bösewichts. Von ihr hängt ab, ob der Böswicht einfach “schon immer böse” ist (Imperator Palpatine, T1000, Melkor, Voldemort, usw.), was ziemlich eindimensional ist oder ob sein “böse-sein” einen vielschichtigeren Grund hat. Wie ein traumatisches Erlebnis/Kindheit (Darth Vader, Two Face, Joker), das Einfluss einer anderen bösen Macht (Darth Vader, Saruman) oder sogar der Kampf für ein angebliches “größeres Wohl” (Magneto, Grindelwald).
Letztere machen einen Bösewicht vielschichtiger, da man als Zuschauer ihre Beweggründe ein Stück weit nachvollziehen kann.
Im Falle Khans, kann ist Rache die primäre Motivation und ich meine ich kann es durchaus verstehen. Ich wäre auch sauer, wenn man mich (gerechtfertigt oder nicht) auf einem Planeten aussetzt und dann nie wieder nachschaut was aus mir geworden ist, während ich dort ums Überleben kämpfe.
Auch kümmert sich Khan durchaus um seine Anhänger/Gefährten, die für ihn mehr sind als austauchbare Minions, was ihn schon fast ein Stück sympathisch macht.
Kirk wird nun von Dr. Marcus (offenbar eine alte Bekannte) von der Genesis-Forschungsstation Regula 1 kontaktiert. Die Verbindung ist allerdings so gestört, dass Kirk nur versteht, irgendjemand wolle die Forschungsdaten abholen.
Aus der Routineinspektion wird nun eine ernsthafte Mission und Kirk wird (surprise, surprise) von Spock das Kommando übertragen.
Die Enterprise trifft auf dem Weg nach Regula I auf die gekaperte Reliant, der sie zunächst ohne hochgefahrene Waffensysteme begegnet.
Khan eröffnet das Feuer und die Enterprise wird stark beschädigt.
Nun eröffnet er auch Kirk seine Identität und verlangt alle Informationen zum Genesis Projekt.
Kirk geht zum Schein darauf ein, nutzt aber die Zeit um über eine Art Starfleet-internen Team-Viewer auf die Systeme der Reliant zuzugreifen und deren Schilde herunterzufahren.
Kahn muss nun seinerseits einiges einstecken und zieht sich in Richtung Regula zurück.
Die Enterprise nimmt die Verfolgung auf, ist aber aufgrund eines beschädigten Warp-Antriebs um einiges langsamer.
Bei Regula I angekommen ist zunächst von der Reliant nichts zu sehen.
Kirk, McCoy und Saavik beamen auf die Forschungsstation, während Spock mit den Reparaturen beginnt.
Auf der Station finden Kirk und Co. den zurückgelassenen Chekov und Terell, während der Rest der Forscherinnen offenbar gefoltert und getötet wurden.
Beim Transporter der Station finden sie heraus, dass sich offenbar einige überlebende Forscherinnen zusammen mit den Genesis-Materialien auf die Planetenoberfläche gebeamt haben.
Bevor sie folgen, holt Kirk von Spock eine Schadensmeldung ein, der im berichtet (Achtung wichtig!), dass die Reparaturen mehrere Tage dauern werden, woraufhin Kirk ihm den Befehl gibt, sich aus dem System zurückzuziehen, wenn sie nach einer Stunde nichts von ihnen hören.
In einer Höhle des Planeten trifft Kirks Team auf Dr. Marcus Sohn David, der sie zunächst angreift, aber von Kirk überwältigt werden kann und ihn und Dr. Marcus davon überzeugt, dass nicht die Starfleet, sondern Kahn sich die Materialien aneignen will.
Plötzlich ziehen Chekov und Terell ihre Phaser und bedrohen die anderen, während sie Khan kontaktieren, der offenbar die ganze Zeit zugehört hat. Er weiß nun auch wo genau sich die Sonde befindet und kann sie zu sich an Bord beamen.
Dann befiehlt er Chekov und Terell Kirk zu töten. Terell kann sich jedoch dem Parasiten in seinem Hirn soweit widersetzen, als dass er die Waffe auf sich selbst richtet und sich erschießt.
Chekov widersetzt sich auch, woraufhin die Kreatur aus seinem Ohr gekrochen kommt und von Kirk vernichtet wird.
Khan muss sich nun damit zufrieden geben, Kirk und die anderen in der Höhle zurückzulassen.
Dort wird nun das ganze Ausmaß des Genesis-Projektes sichtbar, mit dem Dr. Marcus diesen Teil der unbelebten Höhle in einen üppigen Dschungel verwandelt hat.
Speaking of: Das Genesis-Projekt aka. Agent-Orange-Terraforming
Namensgebend für dieses Terraforming-Projekt ist das 1. Buch Mose (Genesis – griech. für „Geburt“, „Ursprung“, „Entstehung“) aus dem alten Testament, womit wohl auf den nur wenige Tage dauernden Schöpfungsmythos angespielt werden soll.
Technisch soll das ganze so funktionieren, dass in einer Art Kettenreaktion, ein Teil der unbelebten Materie aufgelöst wird und aus der daraus gewonnenen Energie, belebte Materie in hoher Geschwindigkeit reproduziert wird.
Der Nachteil (in Form einer wenig subtilen Atombomben-Analogie) besteht allerdings darin, dass, wenn man die Genesis-Sonde auf einem bereits belebten Planeten oder Mond aktiviert, dort zunächst sämtliches Leben ausgelöscht wird.
Wobei mit Leben hier wahrscheinlich wieder nur kohlenstoffbasierte
Lebensformen gemeint sind. In wie weit so eine Sonde eine Bedrohung für z.B. machine-life sein würde, wird nicht vertieft.
Dieser Umstand erklärt einerseits, warum es so wichtig war, nach einem Planeten ohne jedes Potential für Leben zu suchen (alles andere wäre offensichtlich ein krasser Verstoß gegen die Prime Directive) und warum Khan es sich als effektive Massenvernichtungswaffe aneignen will.
Zurück zum Film:
Während Kirks Team auf Kontakt zur Enterprise wartet, verbringt man die Zeit mit ein wenig Charakterentwicklung:
Dr. Marcus junior stellt sich als Kirks Sohn heraus, von dem er nichts wusste. Saavik fragt ihn erneut nach dem Kobayashi-Maru und wie er ihn gelöst habe. Kirk eröffnet ihr, dass er damals mehr gemogelt als wirklich eine Lösung gefunden hat. Er hat einfach unbemerkt die Software des Tests umprogrammiert und damit das eigentliche Prüfungsziel (den Umgang mit dem Tod) umgangen.
Statt nun mehrere Tage auf die Reparatur der Enterprise zu warten, nimmt Kirk plötzlich in einem shyamalanischen Twist Kontakt zu Spock auf und lässt das Team zurück auf die gefechtsbereite Enterprise beamen.
Spock hatte ihm beim letzten Funkkontakt subtextuell zu verstehen gegeben, dass er mit der Reparaturzeit maßlos übertrieben habe, um Khan in falscher Sicherheit zu wiegen, da er den Verdacht hatte (woher auch immer), dass dieser mithöre.
Es folgt ein Raumgefecht innerhalb eines undurchsichtigen Weltraumnebels (wobei der wohl eher der Phantasie des Drehbuchschreibers entspringt, statt etwas mit einer realen interstellaren Wolke zu tun zu haben).
Dabei gelingt es Kirk mit seiner größeren Erfahrung die Reliant auszumanövrieren und Khan zu schlagen.
Statt zu kapitulieren zündet der besiegte Khan die Genesis-Sonde, die (nach einem countdown von vier Minuten) alles Leben in einem größeren Umkreis, inklusive der Enterprise, zu vernichten droht.
Das Problem ist, dass der Warp Antrieb der Enterprise immernoch massiv beschädigt ist, was eine schnelle Flucht aus dem System unmäglich macht.
Spock begibt sich kurzentschlossen in den Maschinenraum um bei der Reparatur zu helfen, indem er die “Brennstäbe”(?) von Hand austauscht (Kinder, macht das nicht Zuhause nach), sich aber dabei einer tödlichen Dosis Strahlung aussetzt und stirbt.
Der Enterprise geling durch Spocks Opfer eine Flucht in letzter Sekunde. Im Epilog wird Spocks Leichnam auf die nun vor Leben pulsierende Oberfläche von Regula geschossen. Zusammen mit McCoys Aussage, dass er “nicht wirklich Tod” sei (wink, wink) und, dass man nicht wisse, wie sich Genesis-Sonde auswirke, wird hier gleich mit einer ganzen Zaunsreihe gewunken.
Da wird man wohl auf ein Jesus-mäßiges Comeback hoffen können.
Fazit:
Dieser Film hat sich wirklich sehr gut aus den Zutaten für einen guten Plot orientiert.
Angefangen bei einem glaubwürdigen Bösewicht, überraschenden Twists, heroischen Opfern, bis hin zu vielschichtigen Charakteren. Besonders Saaviks comming-of-age Nebenstory hat mir gut gefallen. Hoffentlich ist sie bei den nächsten Filmen auch wieder mit von der Partie.
Ganz zu Schweigen von dem (wenig subtilen) Cliffhanger, der einen auf den nächsten Film gespannt macht.
Da werde ich wohl auch den Rat annehmen, mir doch gleich noch den Nächsten anzusehen, bevor ich mit TNG fortfahre. 🖖