StarTrekTagebuch, 31. Eintrag TNG S02F6 (The Schizoid Man) SpoilerAlert

Die Folgen der neuen Staffel scheinen jetzt öfter Data in den Vordergrund zu stellen, was mir persönlich sehr gefällt, so auch diese Folge.

Die Enterprise ist auf dem Weg, einem Hilferuf des berühmten Wissenschaftlers Dr. Ira Graves nachzugehen. Berühmt ist hier nicht untertrieben, denn der Planet, auf dem er lebt, heißt nach ihm: Gravesworld oder es liegt an seinem massiven Ego.

Jedenfalls erreicht die Crew unterwegs noch ein weiterer Hilferuf von dem Föderationsschiff Constantinopel, welches mehrere Verletzte verzeichnet.

Picard will erst nicht von seiner top priority Mission abweichen, stimmt dann aber zu, Dr. Pulaski zur Constantinopel zu schicken, während das Bodenteam, bestehend aus Data, Worf und Troi von einem neuen Charakter, Dr. Selar, dem Aussehen nach eine Vulkanierin begleitet wird. Auf Gravesworld begegnet man zunächst nur Dr. Graves Assistentin Kareen Briannon.

Wie sich herausstellt, wusste Dr. Graves nichts von dem Notruf, den Kareen aufgrund seines besorgniserregenden Gesundheitszustandes gesendet hat und macht keinen Hehl daraus, was er von Ärzten, Frauen und weiblichen Ärzten hält.

Viel mehr interessiert ihn Data.

Denn Nooien Soong, Datas Schöpfer, war ein Student von Graves, was, so Graves, ihn zu einer Art Großvater Datas macht. Selar stellt inzwischen fest, dass Graves an der unheilbaren Darnyschen Krankheit leidet und nur noch wenig Zeit zu Leben hat.

Als Data und Graves allein in seinem Labor sind, erzählt der Wissenschaftler von seinem Durchbruch in der Kybernetik, genauer, der Gedankenübertragung eines menschlichen Bewusstseins in einen Computer. Nebenbei findet er auch heraus, dass Data einen Ausschalter besitzt🧐

Speaking of Kybernetik:

Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob ich das Thema Bewusstseinsübertragung schonmal in einer früheren Folge angesprochen habe, ich hab zumindest auf die schnelle nichts gefunden. However, allgemein kann man das wohl im Gebiet der Kybernetik verorten.

Das ist die “Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen und deren Analogie zur Handlungsweise von lebenden Organismen” Daher auch die Bezeichnung Cyborg (cybernetic organism). Die obige Definition ist natürlich sehr allgemein gehalten, wobei ich hier natürlich eher den Aspekt Robotik betrachte.

Bei Cyborgs denkt man am ehesten an die Augmentierung von Teilen eines biologischen Organismus mit technischen Komponenten zur Heilung von Krankheiten, Verletzungen oder Optimierung bzw. Verstärkung. In diesem Sinne ist schon heute jede*r mit einer künstlichen Hüfte, einer Armprothese oder einem Cochlea-Implantat eine Art Cyborg. Noch Zukunftsmusik ist dagegen die Augmentierung des Gehirns, welches dafür noch nicht gut genug erforscht ist.

Zwar lassen sich Gehirnaktivitäten messen und teilweise sogar damit grob bestimmen, woran jemand denkt. Aber man ist noch meilenweit entfernt, die Funktionsweise eines Gehirns mit einem Digitalrechner kompatibel zu machen, was ja die Voraussetzung wäre, das Bewusstsein als eine Art “Betriebssystem” darauf zu übertragen. Ein anderer Ansatz wäre ein “Biocomputer” der nicht auf Halbleiterbasis, sondern biochemisch arbeitet, eben genau wie das Gehirn.

In der Science Fiction wird diese Barriere gern überwunden, um komplexe ethische Fragen oder bedrohliche Szenarien aufzubauen, wie z.B. in Trancendence.

In Star Trek ist es sowohl möglich Maschinen mit einem eigenen Bewusstsein zu schaffen (–> Data ), als auch die Bewusstseinsübertragung von einem organischen Lebewesen auf ein anderes, ist, zumindest für Vulkanier, kein Problem (The Search for Spock). Die von Graves entwickelte Schnittstelle ist jedoch auch für Star Trek etwas Neues.

Zurück zur Folge:

Data berichtet dem Rest des Bodenteams vom Tod Graves in seinen Armen und sie kehren zusammen mit Kareen zurück zur Enterprise. Dort verhält sich Data reichlich seltsam und hält zum Beispiel eine extrem pathetische Rede bei Graves Bestattungszeremonie und wird sehr eifersüchtig, als Picard mit Kareen spricht.

Picard lässt Data zunächst von sich selbst und später von La Forge durchchecken, finden aber (zumindest auf Hardwareseite) keinen Fehler. Troi merkt an, dass vielleicht etwas mit seiner Psyche nicht in Ordnung ist und unterzieht Data einer “psychotronischen Stabilitätsuntersuchung”. Diese ergibt, dass Data quasi unter einer gespaltenen Persönlichkeit leidet, eine gerade aktive, die irrational und aggressiv agiert und eine passive, logische, die des “echten” Data.

In der Bord-Bar spricht “Data” mit Kareen, eröffnet ihr seine Liebe und dass er in Wirklichkeit Graves ist und Datas Körper gestohlen hat. Graves hat also Datas Software nicht direkt überschrieben, sondern sein Bewusstsein in einer Art dual boot in Datas Körper transferiert.

Trotzdem droht seine Partition, die von Data langsam aber sicher zu zerstören. Als Kareen ihn von sich weist und sein Angebot, ihr auch einen Androidenkörper zubauen, ausschlägt, verletzt er ihren Arm und stürmt davon.

Picard verfolgt ihn in den Maschinenraum, wo er schon La Forge bewusstlos geschlagen hat und versucht ihn davon zu überzeugen, Data freizugeben, der genauso ein Recht auf Leben hat. Graves-Data wird nur umso aggressiver und schlägt auch Picard zu Boden. Geschockt von seinem Handeln, scheint er zur Besinnung zu kommen.

Pulaski findet Picard und La Forge und bringt sie beide wieder zu Bewusstsein. Data scheint in sein Quartier zurückgekehrt zu sein. Dort finden sie ihn auch bewusstlos auf dem Boden liegen und er scheint, nachdem er wieder aktiviert ist, wieder ganz der Alte zu sein. Weiterhin bemerken sie, dass Graves sein Wissen um seine Forschung auf den Computer der Enterprise übertragen konnte, sein Bewusstsein jedoch endgültig verloren ist. Ob er das mit Absicht getan hat oder ob es doch eine technische Hürde gab, bleibt unklar.

Zusammengefasst hatte man hier wieder eine interessante, wenn auch etwas vorhersehbare, Folge zum Thema Tod und der Beziehung zwischen organischem und künstlichem Leben und erneut einer sehr starken Gastrolle. 🖖