StarTrekTagebuch, 29. Eintrag TNG S02F04 (The Outrageous Okona) SpoilerAlert

Achtung, diesmal wird es kitschig. Was zuerst nach der Jagd nach einem Han Solo-mäßigem Schmuggler aussieht, wird schnell zu Romeo und Julia im Weltraum, aber von Anfang:

Die Enterprise befindet sich im Omega-Sagitta 12 System, das zwei Zivilisationen beherbergt, Straleb und Atlec (wieder zufälllig sehr menschenähnlich). Diese stehen sich, wenn auch nicht in offener Feindschaft, doch eher in einer zähneknirchenden Waffenruhe gegenüber.

In diesem System greift die Enterprise einen manövrierunfähigen Frachter auf, dessen Captain, Okona, sie ihre Hilfe anbieten. Okona ist das, was man wohl als galaktischen Schürzenjäger bezeichnen könnte, immerhin beginnt er, direkt nachdem er an Bord gebeamt wurde, mit Lieutenant Robinson am Transporterpult zu flirten, die ihn nur wenig später direkt in ihr Quartier einlädt(!).

However, kurz danach treffen zwei Delegationen der jeweiligen Planeten ein. Debin von Atlec bezichtigt Okona seine Tochter Janaar geschwängert zu haben, während Kushell von Straleb behauptet, Okona habe das “Juwel von Thesia” gestohlen, indem er die Freundschaft mit seinem Sohn Benzaan ausnutzte. Hier bringt die Prime Directive Picard wieder in eine Zwickmühle, da er laut dieser eigentlich das Rechtssystem beider Planeten akzeptieren und Okona ausliefern müsste. Da aber, egal an wen er ihn ausliefert, die jeweils andere Seite sofort einen Krieg anfangen würde, beschließt er erst einmal Okona an Bord zu behalten. Auch weil beide Zivilisationen nicht über die technologisch fortschrittlichen Waffen verfügen, um die Enterprise überhaupt zu beschädigen.

Völlig unabhängig davon versucht Data in dieser Folge herauszufinden, was Humor ist, ich gehe aber jetzt nicht weiter drauf ein, da das Ganze doch sehr gezwungen wirkt. Guinan (Whoopie Goldberg) steht ihm beratend zur Seite, aber man findet dadurch auch nicht wirklich viel mehr über sie heraus. Hier wollte man anscheinend einfach nur Zeit füllen, da der main-plot nicht so viel hergibt.

Okona, nachdem er nicht preisgeben will, was er nun wirklich ausgefressen hat, beschließt sich ausliefern zu lassen (wobei immer noch nicht klar ist zu wem) und Picard lädt beide Delegationen auf die Enterprise ein.

Dort stellt sich heraus, dass nicht Okona, sondern Benzaan (der Sohn von Kushell) Janaar (Debins Tochter) geschwängert hat. 😱 Okona hat quasi den Job des Liebesboten gemacht, Botschaften zwischen den beiden überbracht und sie, für heimliche Treffen, von ihren jeweiligen Planeten geschmuggelt. Das Juwel von Thesia hat er tatsächlich bei sich, auch wenn er es technisch gesehen nicht gestohlen hat, sondern im Auftrag von Benzaan zu Janaar bringen sollte, als Zeichen ihrer Verlobung. Wie romantisch 🥰

Die Wogen sind damit kurz geglättet und die beiden Väter stimmen der Verlobung zu. Also eher Romeo und Julia mit Happy End.

Auch wenn diese Folge eher Kitsch als Kult ist, ist mir zum Schluss doch noch ein Thema für ein Speaking of eingefallen:

Speaking of: der gutmütige Schurke als Archetyp.

Im Englischen würde man dazu passender den Begriff “lovable rouge” verwenden. Dabei handelt es sich um einen Archetyp, der meist als Sidekick und Speigelbild für den strahlenden Helden als Hauptcharakter fungiert.

Beispiele dafür sind natürlich Han Solo aus Star Wars, Captain Jack Sparrow aus Fluch der Karibik oder Bronn aus Game of Thrones.

In einer Mischung aus den Archetypen “trickster” und “rebel” ist der lovable rouge als Antiheld meist weitaus verschlagener und ich-bezogener, als der Held, lässt seinen Egoismus aber fallen, wenn es darauf ankommt. Er (oder sie) stolpert vorwiegend zufällig in den plot und den Weg des Helden und folgt im zuerst größtenteils nur aus egoistischen Motiven (meist gegen Bezahlung oder Aussicht auf Reichtum) und macht dann eine Charakterwandlung zum “Held wider Willen” durch, der trotzdem meist irgendwelche “niederen Charakterzüge” behält (meist ein sehr charmantes und verführerisches Auftreten).

Das macht ihn zu einem Charakter der mit seinen “Ecken und Kanten” wesentlich mehr Fläche für Identifikation bietet, als der eigentliche Held und der dadurch oft zum Publikumsliebling wird.

Okona erfüllt diesen Archetyp fasst vollständig, was ihn, bei allen Schwächen der Folge, doch zu einem sehr liebenswürdigen Charakter macht. 🖖