StarTrekTagebuch, 27. Eintrag TNG S02F02 (Where Silence has Lease): SpoilerAlert

In dieser Folge passiert recht wenig, sodass sie eher wie ein weiterer Füller wirkt. Stattdessen gibt es wieder eine Begegnung mit einer extrem weit fortgeschrittenen Lebensform, die direkt aus der SFX-Hölle zu kommen scheint.

Mal ehrlich, wenn man hier etwa extrem verstörendes schaffen wollt, ist das ohne Frage gelungen, vielleicht ein wenig zu gut. Aber zurück zum Anfang:

Die Enterprise entdeckt auf ihrer Reise eine Art “Schwarzes Loch”, was allerdings nicht einem schwarzen Loch im physikalischen Sinne entspricht, sondern einfach ein Stück Raum zu sein scheint, in dem absolut NICHTS ist. Das heißt, dass die Scanner dort weder Materie noch Energie, noch irgendetwas anderes wahrnehmen, was in einem Universum, wo ja zumindest die kosmische Hintergrundstrahlung allgegenwärtig ist, ziemlich ungewöhnlich scheint.

Allerdings breitet sich dieses “Nichts” aus, bzw. bewegt sich und verschluckt schließlich die Enterprise, die sich daraufhin in einem Raum ohne Sterne oder irgendwelche anderen Bezugspunkte befindet. Jeder Versuch, mit dem Warp-Antrieb umzukehren oder überhaupt irgendwo hinzukommen, scheitert. Nachdem Picard eine Sonde hinterlässt und von ihr weg fliegen lässt, bemerkt er außerdem, dass sie die ganze Zeit im Kreis geflogen sind.

Später tauchen auch ein Romulanershiff, welches mit seltsamer Leichtigkeit zerstört werden kann und das Schwesterschiff der Enterprise, die Yamato, auf. Da auf ihr allerdings keine Lebenszeichen zu finden sind, lässt Picard Riker und Worf hinüberbeamen (eine Aktion, die mir, wenn man sich in einem Raum befindet, der nicht den gängigen physikalischen Gesetzen zu folgen scheint, reichlich riskant vorkommt).

Tatsächlich werden Riker und Worf zwar auf “eine Brücke” gebeamt, merken aber bald, als Kopien dieser Brücke und dann auch Kopien ihrer selbst auftauchen, dass es sich hier um geplante Illusionen handelt. Nachdem die beiden im letzten Moment, bevor sich die Yamato ins Nichts auflöst, zurückgebeamt werden, gibt sich schließlich der Verursacher des Ganzen als Nagilum zu erkennen (das grußelige Babyface vom Anfang).

Doch bevor ich darauf eingehe, was Nagilum ist oder will ein kurzes:

Speaking of: Nichts (oder was wir dafür halten)

“Nichts” als das Gegenteil des Seins oder eine absolute Leere ist ein recht abstraktes Konzept, das aber in verschiedenen Disziplinen durchaus nützlich ist.

Ohne die Zahl 0 wäre die meiste elaborierte Mathematik nicht möglich. In der formalen Logik unterscheiden sich “¬” als reiner Negator (also das Gegenteil von etwas) von “¬∃x”, was so viel heißt wie “es existiert kein x” (für das eine bestimmte Bedingung gilt).

Noch viel umfassender spielt das “Nichts” in der Philosophie eine Rolle. Bei Sartre ist es z.B. gerade die Fähigkeit, sich sein eigenes “Nicht-sein” bzw. “Noch-nicht-sein” vorzustellen, die den Menschen ausmacht.

“Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich von bestimmten Zukunfts- und Vergangenheitsbildern zu distanzieren.” (Wikipedia)

Am schwierigsten ist es jedoch, irgendeine konsistente Definition von Nichts in der Physik zu finden. Hierbei könnte man, wie schon erwähnt, die vollständige Abwesenheit von Materie und Energie meinen, wobei da Raum und Zeit immer noch “da” wären. Nimmt man diese auch noch weg, wäre man quasi “vor” der Singularität des Urknalls (wobei zugegebenermaßen “vor” ohne die Existenz von Zeit wenig Sinn macht), doch selbst da scheint zumindest die Quantenphysik nicht ganz “Nichts” zu finden.

Ich empfehle dazu das Buch:

'A Universe from Nothing' von Lawrence Krauss (der hat laut Wikipedia auch 'The Physics of Star Trek' geschrieben, interessant), welches ich zwar gelesen, aber ehrlicherweise auch nur zu höchstens 10% verstanden habe.

Auf jeden Fall ist das “Nichts”, das Nagilum hervorbringt oder aus dem es besteht, eher eine Illusion von “Nichts”. Genauso wie Nagilum handfeste Illusionen hervorbringen kann, kann er den Scannern der Enterprise auch vorgaukeln, nichts wahrzunehmen, wo tatsächlich etwas ist, oder andersherum.

Zurück zur Folge:

Dr. Pulaski stellt fest, dass sich Nagilum verhält wie ein Wissenschaftler mit Laborratten, nur dass in diesem Fall die Crew der Enterprise die Ratten sind. Nagilum will offenbar mehr über den Tod herausfinden, eine Erfahrung, die er selbst nicht machen kann und bringt auch direkt Austauchbares-Crewmitglied-Nr.-31 um (namentlich Officer Haskell, welcher auch nur in dieser Folge auftaucht).

Nagilum kündigt an, dass er wohl ungefähr ein Drittel der Crew töten werde, um den Tod umfassend “zu verstehen”. Ohne die Möglichkeit irgendwen zu kontaktieren oder Nagilum zu bekämpfen, beschließt Picard lieber die Selbstzerstörung einzuleiten, anstatt diesem Wesen weitere Informationen zu liefern. In den 20 Minuten des Countdowns erschafft Nagilum Illusionen von Troi und Data, die versuchen, ihn dazu zu bringen, die Sequenz abzubrechen. Picard durchschaut jedoch das Spiel und Nagilum gibt schließlich klein bei und entlässt die Enterprise wieder in den normalen Raum.

So viel zu einem weiteren Überwesen, derer uns in der ersten Staffel ja schon einige begegnet sind. Im Gegensatz zu jemandem wie Q bleibt aber Nagilum aber äußerst eindimensional und man erfährt, außer seiner Neigung zu morbiden Experimenten, kaum etwas. Von daher gehe ich nicht davon aus, dass Nagilum noch einmal irgendwann auftaucht.🖖