StarTrekTagebuch, Filmspecial: Star Trek III – The Search for Spock(SpoilerAlert):
Auf zum vorerst letzten Filmspecial bevor ich zur 2. Staffel von TNG zurückkehre.
Der Film beginnt quasi genau da, wo der letzte aufgehört hat. Die Enterprise ist auf der Erde angekommen, die meisten Kadetten und Crewmitglieder sind schon versetzt worden. Scotty auf die U.S.S. Excelsior und Saavik und David auf das Wissenschaftsschiff U.S.S. Grissom (beide werden später noch wichtig).
Außerdem soll die Enterprise, da sie schon 20 Jahre alt ist, außer Dienst gestellt werden, obwohl sie ja soweit ich mich erinnern kann, im ersten Film komplett auf den neusten Stand versetzt wurde🤔
Jedenfalls will Admiral Morrow (anscheinend der Oberbefehlshaber und damit höher im Rang als Kirk), nicht zulassen, dass sich auf nahe Zeit irgendjemand dem neu belebten Genesis-Planeten nähert oder auch nur genaueres darüber weiß.
Denn auch die Klingonen haben von dem Planeten erfahren und fühlen sich durch eine solche Waffe bedroht. Soweit so verständlich.
Ohne Spock lässt sich im weiteren Verlauf des Films leider nur wenig Logik finden (pun intended 🙃). Spocks Vater hat einen Auftritt, der Kirk Vorwürfe macht ihn zurückgelassen zu haben und ihm verät, dass Vulkanier ihr Bewusstsein durch Berührung auf andere Lebewesen übertragen können.
Aus den Aufzeichnungen ist zu sehen, wie Spock genau das tut, als er McCoy kurz vor seiner Selbstaufopferrung mit dem Wuxi-Fingergriff ausknockt. Wobei ich mich direkt gefragt habe, warum er das nicht in einem kurzen Nebensatz hätte erwähnen können? Ich meine, wer Zeit für lange Aphorismen über die Bedürfnisse vieler oder einzelner hat, kann auch kurz erwähnen:
“Hey, außerdem steckt mein Geist in McCoy, nur falls ihr damit irgendwas anfangen wollt, mich wiederbeleben zum Beispiel.” McCoy wiederum wäre wohl über kurz oder lang zu einem brabbelndem Irren geworden, hätten sich Kirk und Spocks Vater nicht diese Aufzeichnung angeschaut. Menschen scheint es nämlich langfristig nicht gut zu tun, das Bewusstsein eines Vulkaniers in sich zu tragen, who could have guesed that!
Als Kirk das ganze vor Admiral Morrow bringt, lässt dieser sich trotzdem nicht umstimmen. Was macht man also? Richtig: Meuterei!!
Aber zunächst zurück zum Planeten, zu dessen Erforschung sich Saavik und Daivd auf die Oberfläche haben beamen lassen. Dort finden sie – surprise, surprise – Baby Yoda.. äh ich meine natürlch Toddler-Spock der halb erfroren im Schnee liegt.
Insgesamt scheint das Wetter auf Genesis ziemlich unbeständig zu sein, völlig verschiedene Klimazonen liegen in Minecraft-Manier direkt nebeneinander und auch die ganze Vegetation und der Planet scheint seltsam beschleunigt.
Kruge nimmt, nachdem er die U.S.S. Grissom weggeballert hat, Saavik und David (und mittlerweile Teenager-Spock) gefangen und versucht aus ihnen Informationen über Genesis rauszuquetschen.
Hierbei erfahren wir auch den Grund für die eigenartigen Zustände auf Genesis:
Davids Wissenschaftsteam hat bei der Entwicklung der Genesis-Sonde sog. Proto-Materie verwendet, von der man nichts weiter erfährt, als dass sie “kein moralischer Wissenschaftler” verwenden würde (dum dum duuuum) und dass sie der Grund ist, warum Spock und alles andere auf dem Planeten so schnell altert und der Planet generell kurz vorm explodieren steht.
Inzwischen haben Kirk, Scotty, McCoy, Chekov und Uhura, erfolgreich die Enterprise gekapert.
Mal abgesehen davon, dass es ein ziemliches Armutszeugnis für die Föderation ist, dass man einfach so zu fünft ein Schiff AUS DEM GESCHLOSSENEN HANGAR stehlen kann, macht sich Kirk offenbar auch keine Sorgen, dass sie alle für Hochverrat angeklagt werden, eher so: Whatever.
Jedenfalls schaffen sie es durch Scottys Sabotage (!) an der U.S.S. Excelsior, die deren Trans-Warp-Antrieb lahmlegt, ungehindert bis nach Genesis.
Nach einem Feuergefecht mit dem dortigen Klingonenschiff, kommt es zu einer Pattsituation. Das Klingonenschiff wird schwer beschädigt, aber auch die Enterprise, steht ohne Schilde und Waffensysteme da.
Kruge zieht daraufhin seinen Joker: die Gefangenen Saavik und David. Um seinen Standpunkt zu unterstreichen, will er auch direkt einen Gefangenen töten lassen.
Doch bevor der Anführer des klingonischen Away-Teams Saavik hinrichtet, wirft sich David heldenhaft dazwischen und wird getötet. Ich hab erwarted das Kirk zu einem martialischen “KRUGE!!”-Schrei ansetzt, wurde aber enttäuscht. 😕
Etwas vorgezogene Rache bekommt Kirk jedoch, indem er den Selbstzerstörungsmodus der Enterprise anwirft und auf die Planetenöberfläche evakuiert, kurz bevor ein Entertrupp der Klingonen auf die Enterprise beamt und schließlich zusammen mit der Enterprise hochgejagt werden.
Auf der Oberfläche nimmt er wieder Kontakt zu Kruge auf und fordert die Rettung seiner Crew im Tausch gegen die Genesis-Informationen. Statt darauf einzugehen, beamt Kruge selbst auf den Planeten, der btw immer instabiler wird. Er sieht ein, dass der Planet selbst für Klingonen nicht wirklich gemütlich ist und lässt alle bis auf Kirk und Spock auf sein Schiff beamen.
Wer noch einen Beweis braucht, das Logik nicht Teil der militärischen Ausbildung bei den Klingonen sein kann, bekommt ihn hier geliefert:
Die vorher auf die Enterprise gebeamte und vernichtete Entertruppe war offenbar die GESAMTE FUCKING Crew des Klingonenschiffs, was, minus Kruge, nur noch einen Klingonen auf dem Schiff zurücklässt, der von der eben hochgebeamten Enterprise-Crew natürlich leicht überwältigt wird.
Kirk und Kruge liefern sich derweile einen Fistfight auf der Oberfläche, die sich nun entgültig zu Mordor geworden ist. Thematisch passend macht Kruge dann auch den Gollum, bzw. wird von Kirk in die überall hervorsprudelnde Lava gestoßen.
Kirk und Spock können hochgebeamt werden und nehmen Kurs auf Vulkan, wo der inzwischen Erwachsene Spock, sein Backup von McCoy wieder eingespeist bekommt.
Speaking of: Bewusstseinsübertragung
In einer Review zur TNG-Folge: 'Loneley among us' habe ich schonmal angerissen, dass Star Trek im Bezug auf Bewusstsein oder “Seele” eher einen Monismus, bzw. Materialismus vertritt.
Das heißt, ein Bewusstsein ist immer an den Körper (oder einen anderen physischen Träger) gekoppelt und kann nicht außerhalb davon existieren (es gibt also keine Seelen). Gerade die Überlegung, dass es nicht immer nur ein einziger Körper sein muss, wurde schon oft in der Science Fiction aufgegriffen. Meist geht es dabei darum, in Form von “Mind uploading” das Bewusstsein von einem Körper, in ein künstliches Objekt (meist einen Computer) zu übertragen.
So zu sehen z.B. in: The Creation of the Humanoids (1962) oder Transcendence (2014) oder in der fantastischen Buchreihe Children of Time
Auch in der realen Forschung gab es dazu schon Überlegungen (z.B. mit Fruchtfliegen). Allerdings scheitert eine Umsetzung wohl bisher daran, dass die extreme Komplexität einen menschlichen Gehirns, mit der uns verfügbaren Halbleitertechnik nicht abgebildet werden kann. Ganz zu schweigen davon, wie der “Upload” technisch realisiert werden soll.
Davon unterscheiden würde ich noch die Übertragung von Bewusstsein zwischen Lebewesen, wie es hier im Film passiert ist.
Ob es wirklich einfacher ist, ein Bewusstsein in ein Gehirn einer Spezies zu kopieren, mit der man noch nicht einmal eine gemeinsame Evolution teilt (z. B. auch bei Avatar – Aufbruch nach Pandora) oder ob man eine Art von Computer nutzt, ist fraglich.
Eine mögliche Fusion beider Methoden ist ein sog. Biocomputer, der zwar künstlich ist, aber, wie das Gehirn, biochemisch arbeitet, statt elektrisch.
Im Film werden all diese Fragen nicht geklärt, sondern der “Mind meld” wird als inharente Eigenschaft von Vulkaniern präsentiert, auch wenn ich sicher bin, dass das in TOG oder später noch detaillierter ausgeführt wird.
Generell geht es beim Mind Upload als Topos in der Science Fiction meist entweder darum Unsterblichkeit zu erlangen oder das Bewusstsein zu konservieren, wie auch hier im Film, oder um Augmentation also Verbesserung der eigenen Hirnleistung. Meist werden dabei moralische Konflikte aufgebaut, wie z.B. Klassismus zwischen Augmentierten oder Unsterblichen und denen, die das nicht haben (oder sich nicht leisten können).
Andererseits ist auch der Verlust der eigenen Persönlichkeit oder Größenwahn infolge der erlangten Macht ein beliebter Plot. Fun fact zum Schluss: wenn es nur darum geht eine perfekte Kopie eines Bewusstseins (was gleichbedeutend mit der Kopie eines Körpers ist), sind bei Star Trek mit dem Transporter schon alle technischen Möglichkeiten gegeben, was allerdings zum berühmten Beaming-Paradox führt.
Fazit zum Film:
So wie sich der Boden auf Genesis aufgetan hat, musste man auch im Plot dieses Films aufpassen, nicht in die riesigen Logiklöcher zu fallen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es primär darum ging Spock zurückzuholen (wahrscheinlich aus Selbstschutz um nicht von einem wütenden Trekkie-Mob gelyncht zu werden) und drumherum einfach irgendeine Story mit bekannten Elementen (Klingonen, Genesis, Mind meld) zusammengeschustert, wobei eigentlich spannende und epische Momente, wie der Tod Davids oder die Opferung der Enterprise seltsam beliebig und lieblos daherkommen.
Darum war The Search for Spock, wie ich finde, leider der bisher schlechteste Film, aus dem man aber mehr hätte machen können. 🖖
Kurzer Nachtrag:
ich kann gerade nicht fassen, dass mir das erst jetzt auffällt aber Kruge, der Klingonencaptain wird von keinem anderen gespielt als Doc Brown (a.k.a. Christopher Lloyd) himself.