Kaffeediffusion

Ein Blog über alles, nichts und das Dazwischen.

Immer auf der Suche nach interessanten GNU/Linux-Distros scrolle ich regelmäßig durch Distrowatch.com – ob diese Seite sonderlich aussagefähig ist, darüber lässt sich sicherlich streiten. Aber eine Sache gibt es auf der Seite, mit der sie sich selbst noch viel lächerlicher macht, als mit fragwürdigen Einschätzungen der Verbreitung von diversen Distros: Kommerz.

Hat man (noch) keinen Adblocker im Browser der Wahl aktiviert, ist die Seite nur so gespickt von seltsamen Werbeflächen, die sonst so gar nicht zu deren Inhalt passt. Doch neben diesen Werbeflächen gibt es jetzt scheinbar eine andere nervenaufreibenden Sinnlosigkeit: Pop-up-Fenster, die Firefox nicht mal im Datenschutz-Modus “streng” blockiert.

Eine davon war heute besonders dreist zu mir. Das Pop-up gab vor, von “Avira”, einer Firma, die Antivirensoftware vertickt, zu stammen. Angeblich habe man via “Web-App” einen gewissen “Zeus21-Trojaner” gefunden – wohlgemerkt auf einem Debian-Testing-System, dass noch nicht einen Tag alt und dessen ISO-Datei (konkret war das die Debian 11-Xfce-Live-ISO) sha___sum-geprüft war. Inzwischen habe ich ublock-origin installiert und schwupps: die Popup-Fenster waren weg.

Nach kurzer Recherche war ich dann doch erheitert: Laut der Antivieren-Firma Kaspersky war der sog. Zeus-Trojaner eine Malware die Windows- (!), Symbian-, BlackBerry- und Android-Betriebssysteme angreifen kann/konnte (immerhin ist das ganze schon fast eine Dekade her..): Nichts also mit Debian- oder GNU/Linux-Desktop-Systemen im Allgemeinen. Außerdem hat sich folgendes herausgestellt: Wie heise.de im Jahr 2013 (!) berichtete, hat sich Avira 2013 von allen Linux-Produkten, die je angeboten wurden getrennt und entsprechende Installationen nur bis 2016 unterstützt. Lächerlicher geht es nicht mehr.

Aber eine Sache habe ich während meinen Ausführungen doch vorenthalten: Nachdem ich den Tab vor der Installation von ublock-origin mit den strengen Datenschutzeinstellungen von Firefox neu geladen hatte, waren die Popups noch nicht weg – statt Avira begrüßte micht im exakt (!) selben Stil ein typisches Sexbot-Popup, wie man sie sonst (nur) von den Schmuddelecken des WWW kennt. Lächerlichkeit hat einen Namen: Distrowatch.com.

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Dieser Text von Fabian Schaar ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

Nachdem Elon Musk Twitter ein Angebot gemacht zu haben scheint, was sie nicht ausschlagen können (wollen?), ist Twitter verloren. Was soll schon schiefgehen, wenn der reichste Mensch des Planeten einen Webdienst besitzt, der die politische Debatte im Netz maßgeblich geprägt hat? {Ironie: off;} Twitter ist eigentlich vollkommen ungeeignet für jedes Maß an Diskussion. Gerade die Debatten und Argumente einer komplexen wie komplizierten Gesellschaft lassen sich nicht in 240 Zeichen abbilden.

Twitter ist vollkommen toxisch; bei einem Eigentümer, der unterm Strich ein unglaublich arroganter, nervenaufreibender, rechter Troll ist, wird sich das nicht ändern. Bisher war Twitter ein Spielball der Börse, jetzt ist der Dienst der persönliche Spielball von Musk.

Musk hat in den letzten Tagen allerdings auch für eine positive Entwicklung gesorgt: Twitter schrumpft zu Gunsten von Mastodon – dem arroganten Verhalten Musks sei dank. Ich kann nur hoffen, das die Suchbewegung, die momentan über das geliebte Fediverse rollt, zu einer Bewegung von Findenden wird: Natürlich ist das Fediverse nicht die bedingungslose Antwort auf alle netzpolitischen Fragen zum Thema Social Media. Während andere soziale Netwerke eher asoziale Netzwerke genannt werden sollten, ist Mastodon im Moment das freundliche Gesicht des Fediverse. Diese Position möchte ich Mastodon ausdrücklich gönnen.

Natürlich wechseln viele Leute momentan wegen Musk von Twitter zu Mastodon – wie lange das anhält, bleibt zunächst einmal abzuwarten (Daumen drücken!); zum anderen wechseln viele eben (noch) nicht wegen der Aspekte freier Software, das wäre zwar schon jetzt nötig und gut, kann ja noch werden.

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