StarTrekTagebuch, 23. Eintrag TNG S01F23 (We'll Always Have Paris): SpoilerAlert

Sorry wenn ich immer noch ein wenig angepisst von der letzten Folge bin, aber auch diese Folge ist eher dürftig strukturiert.

Picard ist gerade am Fechten mit einem anderen Besatzungsmitglied (wohl eher ein Hobby, als Teil eines Nahkampftrainings), als plötzlich eine Zeitschleife auftritt, in der, wie es scheint, ein kurzer Moment nochmal abläuft. In anderen Teilen des Schiffes scheint dasselbe passiert zu sein.

Zurück auf der Brücke erhält die Enterprise einen Hilferuf in Form einer automatischen Aufzeichnung aus dem Pegos Minor-System von einem gewissen Dr. Manheim. Picard scheint ihn zu kennen und weiß, dass er zur nichtlinearen Zeit forscht.

Manheim scheint eine Rolle in Picards Vergangenheit gespielt zu haben, wie auch Troi bemerkt, deren Hilfe Picard jedoch ausschlägt. Stattdessen besucht er das Holodeck in Form eines Pariser Cafés, in dem er sich zu Beginn seiner Karriere wohl von jemandem verabschieden wollte, es aber dann doch nicht getan hat.

Bei dem Planeten angekommen, erfährt Picard, dass es nur zwei Überlebende gibt. Den offenbar schwer verletzten Dr. Manheim selbst und seine Frau Jenice die sogleich an Bord gebeamt werden.

Wer vorher den Wink mit dem Zaunspfahl nicht verstanden hat, erfährt spätestens jetzt, das Jenice und Picard früher eine Beziehung hatten, die Picard aber für seine Karriere aufgegeben hat.

Der Grund für die Zeitschleifen sind die Experimente Dr. Manheims, mit denen er in andere Dimensionen vorgedrungen ist und bei denen wohl die anderen Wissenschaftler auf der Station umgekommen sind.

Grund dafür ist ein “offener Riss” im Raum-Zeit-Kontinuum, den Dr. Brown, ähh.. Manheim nicht mehr schließen konnte.

Kurz darauf tritt eine erneute Zeitschleife auf, die Picard zusammen mit Data und Riker erlebt, als sie den Fahrstuhl benutzen.

Speaking of: Zeit und Zeit-Paradoxa

Zeit ist nach der allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins, die vierte Dimension, die mit den drei räumlichen Dimensionen die vierdimensionale Raumzeit bildet in der wir leben. Ich bin kein Physiker, deshalb berichtigt mich bitte, wenn ich hier kompletten Quatsch erzähle. Newton dachte zu seiner “Zeit”, das Zeit absolut konstant abläuft, also an jedem Ort im Universum gleich und unveränderbar ist.

Nach Einstein wissen wir, dass dies nicht der Fall ist. Gravitation beeinflusst die Zeit, so dass für einen entfernten beobachter Objekte, die z.B. auf ein Schwarzes Loch zufliegen immer langsamer erscheinen, während die Zeit für einen Beobachter auf einem solchen Objekt “normal” abläuft. Ähnliches passiert mit Beobachtern, die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegen und für die die Zeit von langsameren Objekten “schneller” zu vergehen scheint.

“Schneller” und “langsamer” sind hier nicht wirklich die richtigen Begriffe, “gestauchte” und “gestreckte” Zeit sind vielleicht besser. Die genannten Effekte (Zeitdilatation) bieten für die Science Fiction natürlich einen reichen Schatz an dramatischen Elementen, um die ganze Stories gesponnen werden können.

So z.B. im Film Interstellar, der die gravitationsbedingte Zeitdilatation gekonnt und halbwegs wissenschaftlich fundiert in Szene setzt. Andere Darstellungen entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage (insbesondere Reisen in die Vergangenheit).

In der aktuellen Folge wird die Zeit durch die Interaktion mit einer weiteren (wahrscheinlich auch zeitlichen) Dimension beeinflusst, wodurch zwei oder mehr Zeitstränge, etwas versetzt abzulaufen scheinen.

Dem kritischen Zuschauer (wozu ich mich zähle) fällt auf, dass davon offenbar nur die Besatzungsmitglieder und kleinere Gegenstände betroffen sind, nicht aber z.B. die gesamte Enterprise oder der Planet. Außerdem gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen der Zeitschleife die Picard zuerst erlebt und bei der es scheinbar zu einem kurzen zeitlichen rewind kommt (wodurch verwunderlich ist, warum der überhaupt bemerkt wird) und der zweiten “Zeitschleife” bei der es zu der genannten Parallelität kommt.

Wie genau dieser “Manheim-Effekt” wie Data ihn tauft, sich auswirkt, bleibt in dieser Folge leider unbesprochen.

Zurück zur Folge:

Picard schickt nun Data als 1-Mann-Team zur Oberfläche um dafür zu Sorgen, dass seine Eltern doch noch zusammenkommen.. Moment, schon wieder falscher Film..

..ich meine um den “Riss” in der Raumzeit zu schließen. Er begründet das damit, dass Data wahrscheinlich weit weniger gefährdert ist, von Zeitparadoxa emotional aus der Bahn geworfen zu werden (eine der wenigen logischen Sachen in dieser Folge).

In der Station kann Data das Sicherheitssystem überwinden und versucht nun mit Antimaterie (wieso? egal, Antimaterie ist wie Bluetooth, alles ist besser mit Antimaterie) den Riss zu “flicken”. Dabei tauchen gleich mehrere Kopien seiner selbst in verschiedenen Zeitspuren auf von denen er/sie ausmachen kann/können (wie auch immer?) wer genau den Riss in seiner Zeitspur schließen muss.

Das gelingt schließlich und an Bord der Enterprise erholt sich Dr. Manheim augenblicklich und bekommt von Picard die Erlaubnis zur Station zurückzukehren und mit seinen Experimenten fortzufahren?!!! BITTE WAS?!

“Joa, sind halt paar Wissenschaftler gestorben und im schlimmsten Fall wird das Raumzeit-Gefüge aus den Angeln gehoben. Schon wieder. Aber pff, mach mal ruhig weiter Ehemann-meiner-füheren-Jugendliebe, dass ist ja so ne Kleinigkeit, da müssen wir nicht erst Starfleet, die Föderation oder irgendeine andere Zivilisation vorher fragen. Ok, Brudi muss los.”

So oder so ähnlich müssen wohl ungefähr Picards Gedanken dazu ausgesehen haben.

Überhaupt drängt sich die Vermutung auf, dass diese Zeitschleifen-Geschichte nur ein (weiterer) schlechter Mac Guffin war, um Picards Hintergrundstory ein wenig auszubauen. 🖖

Nachtrag: Ich kann mir den Dialog dazu in der Produktion bildlich vorstellen:

Regissieur: “Ja und für die nächste Folge will ich, dass wir Picards Vergangenheit zeigen, der hat nämlich seine Schnalle damals verlassen, ohne sich zu Verabschieden, der Arsch, und jetzt hat der Schuldgefühle und so und in der nächsten Folge trifft der die wieder:”

Drehbuchschreiber: “Aber ist das nicht bisschen lame für ne ganze Folge?”

R: “Ja pass auf, der Mann von der Schnalle ist son Forscher und der hat bei seinem Experiment die Raumzeit auseinandergesmashed”

D: “Aber was hat das damit zu tun..”

R: “Ja und wenn Picard gerade am Fechten ist, da wird die Zeit auf einmal zurückgespult, und später passiert das Gleiche im Aufzug, ne warte, da sehen die sich dann doppelt.”

D: “Aber..”

R: “Und dann, dann muss Data den Riss in der Raumzeit schließen und zwar mit, ähh.., mit Antimaterie! Ja Antimaterie geht immer!”

D: “Das macht doch gar keinen Sinn!”

R: “Tuts wohl, und zum Schluss..”

D: “Wird der Dr. Manheim für den Tod seiner Mitarbeiter verantwortlich gemacht?”

R: “Was? Nee, der forscht dann halt weiter, ist doch klar.”

D: “!?”

R: “Ja und dann haben Picard und seine Schnalle noch einen total romantischen Moment auf dem Holodeck”

D: (ich sollte echt kündigen, vielleicht geh ich zu George Lucas)

R: “Ja, das klingt super, so machen wir das, ich hab das so entschieden.. ich.. als Regisseur!”