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Keiner glaubt's - bis es zu spät ist – Kommentar zur Kolumne

Am Beispiel des Films “Don't Look Up” zeigt Harald Lesch in seiner Kolumne das systematische Versagen in der Klimakrise auf, entlarvt falsche Hoffnungsnarrative und zeigt einen gesunden Umgang damit auf: Klimakrise wahrnehmen, aber nicht vor Angst erstarren.

In seiner Kolumne über die Klimakatastrophe nimmt Harald Lesch Bezug zum Film “Don't Look Up”, denn im Endeffekt muss man nur den Kometen durch den Klimawandel ersetzen und – et voilà – hat man eine gute Skizzierung wie Politik und Medien mit der drohenden Klimakatastrophe umgingen und auch noch immer umgehen.

Ein Nichtwahrnehmenwollen beim Klimawandel

»Ich jedenfalls konnte nicht lachen bei dem Film.« Ich übrigens auch nicht, dafür war er einfach zu wahr. »Zu oft habe ich beim Klimathema die Rolle der Spaßbremse, des Hiobs schon übernommen. Immer wird abgewiegelt. Dann fallen Sätze wie: “So schlimm wird es bestimmt nicht werden.”« Und doch, es wird so schlimm, denn wir befinden uns auf dem Worst-Case-Szenario des IPCC »Das unbedingte Nichtwahrnehmenwollen von Entscheiderinnen und Entscheidern, das ist die eine durchgängige Erfahrung der letzten Jahre. Schaut nicht hin! Es gibt Wichtigeres.« Doch was ist bitte wichtiger? Ein beliebter Demospruch lautet “There Is No Economy On A Dead Planet” und gerade die Wirtschaft sind wir in den letzten Jahrzehnten andauernd am “retten”, anstatt uns zu fragen “Ist diese Art des wirtschaftens die Richtige?”, schließlich produziert der Kapitalismus mittlerweile Krisen mit immer steigender Frequenz. Eine weitere Frage, die sich jeder verantwortungsbewusste Mensch bzw. Politiker:in stellen sollte lautet “Ist unendliches Wachstum sinnvoll oder überhaupt machbar?”. Kurz und knapp: Nein. Das wurde der Weltgemeinschaft bereits durch die berühmte Studie des Club Of Rome 1972 offengelegt. Und auch heute ist die Studie Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit aktuell wie eh und je. In dem Video Klimakrise – Zeit zu kapitulieren? berichtet Harald Lesch über mögliche Szenarien, die auf den immer weiter verbesserten Computermodellen der Club-Of-Rome-Studie basieren. Von den 11 Szenarien von 1972 und den 4 neuen von 2021 gibt es lediglich ein Szenario, welches nicht im sozialen Kollaps, einer Dystopie à la “Blade Runner” oder anderen Vertretern des Cyber Punks oder in der Klimakatastrophe endet. Doch all das Wissen scheint vergebens, denn die

Harald Lesch erläutert, wohin uns das “Business as Usual” Szenario der Studie des “Club of Rome” aus dem Jahr 1972 führen wird. (Ausschnitt aus dem Video “Klimakrise – Zeit zu kapitulieren?”)

Warnungen scheinen nicht zu wirken.

Der zivilgesellschaftliche Kampf gegen Umweltzerstörung und Klimazerstörung läuft jetzt schon seit etlichen Jahrzehnten. Mit Ende Gelände ist der Protest ab 2015 ungehorsamer geworden, zumindest was die Fossilindustrie betrifft. 2018 begann mit Greta Thunberg's “Skolstrejk För Klimatet” eine bisher nicht zu erwartende Dynamik. Kurz darauf war Fridays For Future geboren. Die Schüler:innen schafften es innerhalb weniger Monate den gesellschaftlichen Diskurs zu verschieben. Doch Regierungen und Politik machen weiter wie bisher und legen ihre schützende Hand über die Profitinteressen der Fossilkonzerne und einer wie ein Junkie vom Öl abhängigen Wirtschaft. »[…] noch schlimmer ist es, Verständnis zu zeigen – um dann noch immer nichts zu tun. “Na klar, wir wissen was auf dem Spiel steht, das Klima muss natürlich besser geschützt werden.” Und dann? Passiert zu wenig. Oder nichts. Oder das Gegenteil. […] Hauptsache es behindert nichts den Fortgang der Ökonomie, das Wachsen der Renditen, Bruttoinlandsprodukte und Wertschöpfungsketten.« schreibt Harald Lesch dazu. Recht hat er und das macht mich und ganz viele weitere Menschen wütend. Was gab es nicht für Zustimmung 2019 aus der Politik: es wurde geklatscht, es wurden Selfies gemacht, es wurde Mitgelaufen und im September 2019 gab es das “Klimapaket”. In etwa zeitgleich mit Fridays For Future entstand eine weitere Grassroots-Bewegung, die neben der Klimakatastrophe das Artensterben mit auf der Agenda stehen hat. Im Kampf gegen Artensterben und Klimakatastrophe setzt Extinction Rebellion ähnlich wie Ende Gelände auf zivilen Ungehorsam. Der Unterschied ist aber der Ort der Protestaktionen. Während Ende Gelände vorrangig an Orten der Zerstörung den Betrieb stört greift Extinction Rebellion direkt in die Zahnräder des Business-As-Usual’s ein, indem Straßen und Infrastruktur meist innerhalb der Städte blockiert werden.

Harald Lesch erläutert, was uns die Aktualisierung des “Business as Usual” Szenarios der Club-of-Rome-Studie sagt. (Ausschnitt aus dem Video “Klimakrise – Zeit zu kapitulieren?”)

Damit soll dieses zerstörerische fossilkapitalistische System, von dem wir alle Teil sind, in seiner Gesamtheit gestört werden. Das hat IMHO drei Ziele: 1. Medienaufmerksamkeit auf die Klimakatastrophe und das Artensterben zu lenken. 2. Menschen vor Ort aus ihrem Alltag zu reißen, sodass sie sich mit der Klimakatastrophe und dem Artensterben auseinandersetzen müssen. 3. Wirtschaftlichen Schaden erzeugen, denn nur so fängt die Politik an hinzuschauen.

Dabei haben wir drei klare und einfache Forderungen: 1. Sagt die Wahrheit 2. Handelt Jetzt 3. Politik neu leben (Bürger:innenversammlung zur Lösung der Krise), denn es wäre höchst undemokratisch zu fordern wie wir die Katastrophe verhindern.

“Wir kriegen das schon hin” kein gutes Mantra

»Wenn ich ehrlich bin: Beim Gedanken an die Lücke zwischen dem, was in Sachen Klimaschutz passieren muss, etwa um nicht das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu reißen, und dem, was tatsächlich passiert – dann wird mir ganz anders. “Wir kriegen das schon hin” ist angesichts der drohenden Klimakatastrophe eben leider kein gutes Mantra. Und Hoffen auf Technik und Innovation, auf “der Markt regelt”, ist in diesem Fall vergebens.«

Was müssen wir tun? Das fasst Harald Lesch grob in diesem Clip zusammen. (Ausschnitt aus dem Video “Klimakrise – Zeit zu kapitulieren?”)

Klimakrise wahrnehmen, aber nicht vor Angst erstarren

Tu was! Werde aktiv! Steige bei einer der Klimabewegung|en ein! Angesichts der Zeit die uns bleibt müssen wir alle Aktivist:innen werden! #ExtinctionRebellion https://extinctionrebellion.de #FridaysForFuture https://fridaysforfuture.de #EndeGelaende https://ende-gelaende.org

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